Experten warnen vor einer Ausbreitung der Schafe und Ziegen befallenden Tierseuche, die im Frühjahr in Tansania ausgebrochen ist. Nur durch breit angelegte Massenimpfungen kann dies verhindert werden. Laut UN sind rund 50 Millionen Schafe und Ziegen von der sogenannten Pseudorinderpest bedroht.
Hinter dem Begriff „Pest der kleinen Wiederkäuer“ versteckt sich ein häufig tödlicher Virus, der kleine Huftiere wie Schafe und Ziegen befällt. Aufgetreten ist der Virus, der auch als Pseudorinderpest bekannt ist, bereits im Frühling dieses Jahres in Tansania. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) warnte nun vor einer weiteren Ausbreitung der Virusseuche. Laut Experten der FAO sind potenziell rund 50 Millionen Schafe und Ziegen in insgesamt fünfzehn Ländern des südlichen Afrika durch den Virus bedroht, sollte eine Eindämmung nicht rechtzeitig gelingen.
Um das zu erreichen, sollen laut Empfehlung der FAO breit angelegte Impfkampagnen in Tansania sowie in den Grenzgebieten zu Malawi, Sambia und Mosambik durchgeführt werden. Dabei sollen sowohl die Tiere sesshafter Bauern als auch die Bestände der nomadisierenden Gruppen geimpft werden. Letzteres kann durch Anlaufpunkte entlang der Routen der Nomaden kontrolliert werden. Nur so kann eine Epidemie noch verhindert werden, die ohne Zweifel katastrophale Auswirkungen auf die soziale sowie die wirtschaftliche Situation der potenziell betroffenen Länder haben würde.
Die Schafe und Ziegen, die bereits mit dem Virus infiziert sind, müssen dagegen sofort getötet werden. Dies ist unbedingt notwendig, um die Ausbreitung der Seuche in weitere Gebiete zu verhindern. Die besondere Problematik der Pseudorinderpest liegt laut FAO Experten Jan Slingenbergh allerdings darin, dass das Virus in manchen Fällen keine äußeren Merkmale bei den infizierten Tieren aufweist, die Infektion also nicht unmittelbar erkennbar ist. Daher besteht die zusätzliche Gefahr, dass die Seuche zunächst „einschläft“, zwei bis drei Jahre später aber erneut ausbricht und die regenerierten Bestände an Schafen und Ziegen wiederum bedroht. Besonders deshalb sind umfassende Impfmaßnahmen in den bisher betroffenen Gebieten unbedingt notwendig.
Direktes Vorbild für zu ergreifende Maßnahmen in Tansania ist Marokko. Dort bedrohte erst vor Kurzem die Pseudorinderpest die lokalen Viehbestände. Durch allumfassende Impfmaßnahmen konnte eine Ausbreitung der Seuche erfolgreich verhindert werden. In dieser Region gilt das Virus seither sogar als gänzlich beseitigt.