Heute steht das Topmodel Naomi Campbell als Zeugin im Prozess gegen den Kriegsverbrecher Charles Taylor vor dem internationalen Gerichtshof in Den Haag. Ob durch ihre Aussage, dass sie von Taylor bei einem Aufenthalt in Südafrika Diamanten geschenkt bekam, nachgewiesen werden kann, dass dieser im Besitz von Blutdiamanten war, bleibt abzuwarten.
Durch die Aussage des Topmodels Naomi Campbell geriet der Prozess gegen Charles Taylor, den wegen Kriegsverbrechen angeklagten ehemaligen Präsidenten Liberias, in den vergangenen Tagen in die Schlagzeilen. Das Model sagte aus, im Jahr 1997 von Taylor mehrere Rohdiamanten geschenkt bekommen zu haben. Durch diese Aussage soll nachgewiesen werden, dass Taylor im Besitz von sogenannten Blutdiamanten war, mit deren Handel die Bürgerkriege in Sierra Leone und Liberia weitgehend finanziert wurden.
Taylor steht seit Juni 2007 vor einem Sondergericht von Sierra Leone am internationalen Gerichtshof in Den Haag, da er maßgeblich an zahlreichen Kriegsverbrechen in Sierra Leone und Liberia beteiligt gewesen sein soll. Er unterstützte die Rebellenbewegung RUF (Revolutionary United Front) im Bürgerkrieg von Sierra Leone nicht nur durch seine eigene Armee, sondern auch durch Waffen, die größten Teils mit Diamanten finanziert wurden. Auch die Rohdiamanten, die er bei seinem Treffen mit Campbell in Südafrika dabei hatte, soll er von Rebellen erhalten haben, um damit auf seiner Reise neue Kriegsmunition zu beschaffen.
Der Bürgerkrieg in Sierra Leone ist zwar seit 2002 offiziell beendet, der Handel mit Diamanten aber floriert weiter, wie eine Mitarbeiterin der Hilfsorganisation Medico International berichtet. Die Diamanten finanzieren heute keine Kriege mehr, bleiben aber Gegenstand zahlreicher Konflikte im Land. Die Arbeitsbedingungen in den Diamantenminen von Sierra Leone ähneln sklavenähnlichen Zuständen. Immer wieder kommt es zu Vertreibungen und willkürlichen Gewaltattacken im Kampf um die wertvollen Steine.
Medico International nimmt die Aussage des Topmodels im Taylor-Prozess weiterhin zum Anlass, auf die heutige Situation in Sierra Leone aufmerksam zu machen. Kritisiert wird vor allem die mangelnde Aufarbeitung des über zehn Jahre dauernden Bürgerkrieges. Hunderte Kriegsverbrecher erhielten von der UN Generalamnestie, finanzielle Mittel flossen hauptsächlich in die umfassenden Reintegrationsmaßnahmen ehemaliger Soldaten. Entschädigungen für die Opfer gab es dagegen so gut wie keine. Vor diesem Hintergrund leben heute Täter und Opfer des Krieges in den Dörfern und Städten Sierra Leones zusammen. Voraussetzungen für nachhaltigen Frieden sehen anders aus, wie die Sprecherin von Medico International bei „Entwicklungspolitik Online“ ausdrücklich warnt.
Profitiert vom Handel mit den Blutdiamanten aus den Bürgerkriegsgebieten hat vor allem auch die internationale Diamantenindustrie. Aufforderungen von diversen Hilfsorganisationen, in einen Fond zur Entschädigung der Kriegsopfer einzuzahlen, blieben bisher ohne Reaktion.