Nigeria: Gespräche mit Boko Haram?

nigeria.gifIn Reaktion auf die Anschläge auf christliche Kirchen an Weihnachten, bei denen mindestens 37 Menschen getötet worden sind, hat Nigerias Präsident Goodluck Jonathan nationale Sicherheitsberater zu einem Krisentreffen einberufen. Bei dem Treffen wurden Wege besprochen, wie man außer mit rein militärischen Mitteln gegen die, für die Anschläge verantwortliche Sekte, Boko Haram, vorgehen könnte. Auch Gespräche mit einzelnen Mitgliedern werden mittlerweile nicht mehr ausgeschlossen.

Nigerias Präsident Goodluck Jonathan hat am Donnerstag ein Krisentreffen mit wichtigen Akteuren der nationalen Sicherheit und anderen Sicherheitsberatern einberufen, um Maßnahmen im Umgang mit der radikal-islamistischen Sekte Boko Haram zu erörtern. Die Sekte terrorisiert seit Jahren die nördlichen Provinzen mit tödlichen Anschlägen und hat dieses Jahr auch in der Hauptstadt Nigerias, Abuja, einen Bombenanschlag auf das UN-Hauptquartier und die Polizeiwache zu verantworten.

Während den Weihnachtsfeiertagen hat die Sekte außerdem einige Anschläge auf christliche Kirchen in dem 160 Millionen Einwohner zählenden Land verübt. Allein bei der schlimmsten Explosion, vor der St. Theresa Kirche, direkt außerhalb Abujas, wurden neuesten Zahlen zufolge 37 Menschen getötet und 57 verletzt.

In Folge der Anschläge wurden immer mehr Stimmen laut, die Präsident Jonathan vorwerfen, nicht genug gegen die radikale Sekte zu unternehmen. Einige christliche Verbände haben angekündigt, selbst für ihre Sicherheit zu sorgen, sollte der Staat nicht genügend Schutz bieten können. Die Lage droht zu eskalieren und es könnte genau das eintreten, worauf Boko Haram sehr wahrscheinlich hinarbeitet – die Eskalation des Konfliktes und der Ausbruch eines religiös motivierten Bürgerkrieges zwischen dem primär muslimischen Norden und dem christlich geprägten Süden.

Bei dem Treffen des Präsidenten mit den nationalen Sicherheitsberatern sollten neue Wege gefunden werden, mit der Bedrohung, die Boko Haram darstellt, umzugehen. Der Polizeiapparat und die Behörden der nationalen Sicherheit sollen demnach personell und finanziell besser aufgestellt werden. Da aber auch klar ist, dass eine rein militärische Lösung bisher nicht den gewünschten Erfolg gebracht hat, sollen weitere Maßnahmen das Konzept ergänzen.

Wie der nationale Sicherheitsberater, General Owoye Andrew Azazi, nach dem Treffen mitteilte, soll die wirtschaftliche Entwicklung besonders im landwirtschaftlichen Sektor stark vorangetrieben werden und auf diese Weise der Sekte die Rekrutierung neuer Anhänger erschwert werden: Insbesondere die vielen arbeits- und perspektivlosen Jugendlichen sind für Boko Haram potenzielle neue Mitglieder, die empfänglich für die Versprechungen der Sekte sind. Zudem haben viele Menschen im Norden das Gefühl von der wirtschaftlichen Entwicklung des ölreichen Südens ausgegrenzt zu werden – ein Gefühl, dass zu weiterer Spaltung führen könnte.

Eine weitere Maßnahme im Kampf gegen den Terror der Sekte, könnten Gespräche mit einzelnen Mitgliedern seien. Diese sollen nicht mit der Führung Boko Harams geführt werden – bisher ist nicht bekannt, wer genau an der Spitze der Sekte steht – sondern mit gemäßigten Mitgliedern. Azazi und andere Sicherheitsexperten gehen davon aus, dass nicht alle Mitglieder den extrem radikalen und blutigen Weg der Führungsspitze teilen – ein Punkt, an dem Gespräche ansetzen könnten.