In einer letzten Stellungnahme vor der Urteilsverkündung beteuerte der Ex-Präsident Liberias vor dem UN-Sondertribunal für Sierra Leone erneut seine Unschuld. Charles Taylor nannte sich selbst das Opfer einer Intrige des Westens. Ende April war er schuldig gesprochen worden, an den Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen in Sierra Leone mitverantwortlich zu sein.
Charles Taylor, der ehemalige Präsident Liberias, muss sich seit nunmehr fünf Jahren vor einem UN-Sondertribunal für Sierra Leone in den Niederlanden wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit verantworten. Ende April wurde er von den Richtern schuldig gesprochen, Rebellen während des Bürgerkrieges in Sierra Leone unterstützt zu haben, die über hunderttausend Menschen töteten. Die Anklage forderte 80 Jahre Haft für Liberias Ex-Präsidenten. Das Urteil wird am 30. Mai erwartet.
Am Mittwoch kam Taylor in einer letzten Stellungnahme vor der Urteilsverkündung noch einmal zu Wort. Erneut bekannte er sich selbst in allen Anklagepunkten für nicht schuldig. Er bezichtigte die Anklage, Zeugen manipuliert, erpresst und gekauft zu haben. Einige seien mittels Drohungen zu ihren Aussagen gezwungen worden, so der 64-jährige. In seiner Ansprache stellte er sich als Opfer einer vom Westen initiierten Intrige dar. Dem UN-Sondertribunal als internationales Gericht warf er vor, eine Justiz zu verfolgen, die ausschließlich aus der westlichen Perspektive urteile. Um diese Aussage zu verdeutlichen, nannte er den ehemaligen US-Präsidenten George W. Bush, der im Irakkrieg für den Tod unzähliger Menschen verantwortlich war, sich dafür jedoch nie vor einem Gericht verantworten musste.
Taylor erklärte während seiner Stellungnahme sogar, er habe während des Bürgerkrieges in Sierra Leone versucht, sich dort um eine friedliche Lösung des Konfliktes zu bemühen, bei dem zwischen 1991 und 2002 mindestens 120.000 Menschen getötet, unzählige weitere verstümmelt, vergewaltigt und gefoltert worden waren. Er ging so weit, sein Bedauern und sein Mitgefühl für die Opfer in Sierra Leone auszusprechen und alle Gräueltaten, die in der Welt begangen werden, zu verurteilen.
Zum Ende bat Taylor die Richter, bei der Festlegung des Urteils auch an seine Familie zu denken. Er habe immerhin zahlreiche Kinder, Enkel und Urenkel. Weiterhin sagte er, die Aufgabe der Richter sei es, nach den Grundprinzipien der Heilung und Versöhnung zu urteilen, und nicht nach dem Prinzip der Vergeltung.