Das Oberhaupt der koptischen Christen, Papst Schenuda III., ist am Wochenende in Ägypten verstorben. Über vier Jahrzehnte lang war der Geistliche an der Spitze der Glaubensgemeinschaft vertreten. Er galt als Vermittler zwischen den Religionen, wurde aber auch wegen seiner Zurückhaltung kritisiert, zum Beispiel während der Revolution gegen das Regime Mubaraks.
Am Samstag ist der koptische Papst Schenuda III. im Alter von 88 Jahren verstorben. Über vierzig Jahre lang stand Papst Schenuda III. an der Spitze der koptischen Glaubensgemeinschaft im Nahen Osten. Er galt als ein diplomatischer Vertreter der Interessen der koptischen Minderheit gegenüber der muslimischen Mehrheit. Immer wieder machte er als Vermittler zwischen den beiden Glaubensrichtungen von sich reden. In den vergangenen Jahren war es in Ägypten immer wieder zu Anschlägen gegen die Kopten gekommen. Bei Kirchenbränden und tätlichen Auseinandersetzungen zwischen Anhängern der beiden Religionen sind allein im letzten Jahr dutzende Menschen in Ägypten ums Leben gekommen. Die Kopten sind mit etwa 10 % der Gesamtbevölkerung die größte religiöse Minderheit des Landes.
Insgesamt gibt es weltweit geschätzte zehn Millionen koptische Christen. Nicht nur in Ägypten ist die Trauer um den Koptenpapst Schenuda III. groß. Während seines Lebens war der Geistliche immer wieder mit großen Herausforderungen konfrontiert. Der ehemalige Präsident Ägyptens, Anwar el Sadat, nannte Schenuda im Jahr 1981 den gefährlichsten Mann des Landes und verbannte ihn in ein entlegenes Kloster, wo er über drei Jahre lang lebte. Der Präsident warf ihm vor, Unfrieden zwischen den Muslimen und den Kopten zu schüren. In den Nachrufen zum Tod des Geistlichen wird Schenuda III. aufgrund seiner Vermittlerrolle zwischen koptischen Christen und Muslimen in Ägypten hoch gelobt. Bezeichnend ist zum Beispiel seine Einladung an Vertreter der Muslimbruderschaft zum Mitternachtsgebet anlässlich des Weihnachtsfestes der orthodoxen Christen im Januar. Tatsächlich sind die Muslimbrüder dieser symbolischen Geste gefolgt und haben dem Gebet beigewohnt.
Es gab aber auch Kritik gegen das nun verstorbene Oberhaupt der Kopten. Zu Beginn der Revolution in Ägypten habe er auf der Seite des Diktators Hosni Mubarak gestanden, so der Vorwurf. Und auch aufgrund seiner konventionellen Einstellung, die den Kopten bis heute zum Beispiel das Scheidungsrecht untersagt, wurde Schenuda III. gerade von der jüngeren Generation in die Kritik genommen. Alles in allem tritt der Nachfolger von Schenuda III. jedoch in große Fußstapfen. Die Kopten in Ägypten hoffen, dass auch dieser es schaffen wird, die Interessen der Glaubensgemeinschaft in dem vornehmlich muslimischen Land zu vertreten, gerade jetzt, wo das Land in einem politischen Umbruch steckt.