Ägypter setzt sich selbst in Brand

aegypten.gifIn Ägyptens Hauptstadt Kairo hat sich heute ein 50-jähriger Mann selbst in Brand gesteckt. Die Flammen konnten rechtzeitig gelöscht werden, sodass der Mann mit Verbrennungen ersten Grades in ein Krankenhaus gebracht wurde. Auch in Algerien und Mauretanien kam es zu vergleichbaren Zwischenfällen, die alle die Verzweiflungstat eines 26-jährigen Tunesiers nachahmen, dessen Selbstverbrennung zu landesweiten Protesten und letzte Woche zum Sturz der Regierung geführt hat.

Vor dem Parlamentsgebäude in der ägyptischen Hauptstadt Kairo hat sich heute ein 50-jähriger Mann mit Benzin übergossen und angezündet. Zeugen sagen aus, dass er zuvor regierungskritische Slogans gerufen habe. Polizisten gelang es, das Feuer zu löschen und den Mann in ein Krankenhaus zu bringen. Offiziellen Aussagen zufolge ist sein Zustand mittlerweile stabil.

Als Vorbild für seine Aktion galt dem ägyptischen Vater von vier Kindern vermutlich die Aktion eines 26-jährigen Studenten, der sich vor gut einem Monat in Tunesien aus Protest gegen die Repressionen und die Perspektivlosigkeit der Jugend in seinem Land selbst angezündet hatte.

Die Aktion des tunesischen Studenten in Sidi Bouzid führte zu lang anhaltenden und landesweiten Protesten, die die Regierung letzte Woche zum Rücktritt gezwungen haben und dazu führten, dass der seit 1987 herrschende Präsident Zine al-Abidine Ben Ali nach Saudi Arabien flüchtete.

Nicht nur in Ägypten hat die Aktion nun Nachahmer gefunden, die versuchen durch diesen radikalen Schritt auf horrende Preise für Grundnahrungsmittel, mangelnde Freiheitsrechte, Korruption oder auf die repressive Regierung in ihrem eigenen Land aufmerksam zu machen. Auch aus Algerien und Mauretanien wurden in den vergangenen Tagen ähnliche Fälle gemeldet.

Der Ägypter, der als Abdu Abdel-Monein identifiziert wurde, ist Besitzer eines Straßenimbiss in Ismailia, einer Stadt östlich von Kairo. Lokalen Zeitungsberichten zufolge habe er im Vorfeld der Verzweiflungstat Streit mit den Behörden vor Ort über den Erhalt von Lebensmittelmarken zum Kauf von subventioniertem Brot gehabt.

Auch in Ägypten sind die Auswirkungen global gestiegener Preise für Grundnahrungsmittel, wie in diesem Falle Brot, deutlich zu spüren. In Ägypten lebt etwa die Hälfte der 80 Millionen Einwohner unter der Armutsgrenze von zwei US-Dollar pro Tag und viele Menschen sehen keine Möglichkeit, ihre wirtschaftliche Situation zu verbessern. Bisher herrscht in der ägyptischen Bevölkerung jedoch eher ein Gefühl der Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit vor – offene Proteste gab es noch nicht, was sicher auch dem oppressiven System geschuldet ist.

Die ägyptische Regierung reagierte angesichts der aktuellen Ereignisse in Tunesien alarmiert auf den Vorfall im eigenen Land und kündigte eine umfassende Untersuchung der Hintergründe an. Der Gesundheitsminister Hatem al-Gabali persönlich informierte die Bevölkerung darüber, dass es Abdel-Monein nur Verbrennungen ersten Grades erlitten habe und innerhalb von 48 Stunden wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden kann.