Ägypten: Kopten wählen neues Oberhaupt

aegypten.gif Nach dem Tod des Koptenpapstes Schenuda III im Frühjahr steht nun die Wahl seines Nachfolgers an. Fünf Kandidaten stehen derzeit zur Auswahl. Die endgültige Entscheidung wird am kommenden Sonntag per Losverfahren gefällt werden. Über die Rolle des neuen Oberhauptes der Kopten, besonders im Bereich Politik, sind die Meinungen der Kirchenmitglieder gespalten.

Die koptischen Christen in Ägypten werden in dieser Woche ihr neues Oberhaupt wählen. Der letzte Koptenpapst Schenuda III ist im März dieses Jahres verstorben. Insgesamt stehen fünf Kandidaten zur Auswahl, die von Bischof Pachomius, dem amtierenden Oberhaupt der Kirche, aus insgesamt siebzehn Anwärtern ausgesucht wurden. Unter den Kandidaten sind drei Bischöfe und zwei Mönche, die allesamt relativ unbekannt sind.

Die Wahl des Koptenpapstes wird auch heute noch nach uralter Tradition vollzogen. Der erste Schritt, die Auswahl der fünf Kandidaten, ist bereits abgeschlossen. Um diese Vorentscheidung zu treffen, hatte sich Bischof Pachomius in ein Kloster zurückgezogen. Am heutigen Montag werden bei einem Treffen von rund 2400 Geistlichen als auch Laien drei der fünf Kandidaten in die engere Auswahl genommen.

Die eigentliche Wahl findet dann am kommenden Sonntag dem 4. November statt. Gemäß der Tradition wird ein Kind mit verbundenen Augen per Los den neuen Koptenpapst ermitteln. Denn es soll Gottes Wille sein, welcher der Kandidaten das neue Oberhaupt der Kopten sein wird, so die Erläuterung eines Geistlichen.

In Ägypten trifft dieses traditionelle Verfahren jedoch nicht nur auf Zustimmung. In der Kritik steht sowohl die Auswahl der Kandidaten als auch die der Mitglieder der Versammlung, bei der die zweite Auswahl getroffen wird. Und auch die Frage, in wie weit der Papst politisch aktiv sein soll, ist bei den Kopten umstritten. Seit der Wahl des neuen Präsidenten Mohammed Mursi, einem ehemaligen Mitglied der Muslimbruderschaft, wächst die Angst vieler Kopten, erneut an den Rand der Gesellschaft gedrängt zu werden.

Immer wieder kam es nach dem Sturz des Diktators Hosni Mubarak im Frühjahr 2011 in Ägypten zu blutigen Übergriffen auf christliche Kirchen. Daher ist für viele Kopten in Ägypten wichtig, dass der neue Papst sich auch politisch für die Belange der Kirchenmitglieder einsetzt und sich nicht nur um die Ökumene kümmert. Einen Konsens darüber gibt es jedoch nicht in der Gemeinde. Die säkular orientierten Kopten wollen vielmehr ein Oberhaupt, das sich ausschließlich auf die Glaubensbereiche konzentriert und sich nicht in die Politik einmischt.