14 Tote bei Unruhen in Tunesien

tunesien.gifAm Wochenende wurden bei Auseinandersetzungen zwischen Polizisten und Demonstranten in Tunesien mindestens 14 Menschen getötet. Gründe für die seit Dezember letzten Jahres anhaltenden Proteste sind die soziale Ungleichheit, das Verhalten der herrschenden Elite und besonders auch die hohe Jugendarbeitslosigkeit sowie die daraus resultierende Perspektivlosigkeit einer ganzen Generation.

Bei den seit Dezember letzten Jahres anhaltenden Protesten in Tunesien sind bei Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Polizisten am Wochenende mindestens 14 Menschen getötet worden. Nichtsdestotrotz versammelten sich auch heute wieder zahlreiche Menschen auf den Straßen um gegen die herrschende Elite, soziale Ungleichheit und die hohe Jugendarbeitslosigkeit zu protestieren. Bisher verliefen die heutigen Proteste im Gegensatz zum Wochenende jedoch friedlich.

Der tunesische Innenminister teilte mit, dass in den Städten Thala und Kasserine Polizisten zum Zwecke der Selbstverteidigung auf Demonstranten geschossen haben, nachdem diese öffentliche Gebäude angegriffen und auf Warnschüsse nicht reagiert hätten. Die staatliche Nachrichtenagentur TAP berichtete, dass in Kasserine etliche Regierungsgebäude angegriffen, drei Banken verwüstet und angezündet sowie eine Tankstelle und eine Polizeiwache in Brand gesteckt wurden.

Der Führer der oppositionellen Progressive Democratic Party, Ahmed Najib, bezweifelt jedoch die offiziellen Aussagen und spricht von mindestens 20 Toten. Die an den Protesten beteiligten Gewerkschaften werfen den Sicherheitskräften ein äußerst brutales Vorgehen gegen die Demonstrierenden vor.

Die politische Landschaft Tunesiens wird von der Rally for Constitution and Democracy (RCD) dominiert und der aus ihr hervorgegangene Präsident, Zine al-Abidine Ben Ali, versucht den Demonstrationen Nährboden zu entziehen, indem er sie als das Werk einer Minderheit und gewaltbereiter Extremisten darstellt. Aufgrund der strikten Herrschaft der RCD und der weitreichenden Beschränkung der Freiheitsrechte sind Demonstrationen in Tunesien sehr selten.

Begonnen haben die Proteste am 17. Dezember 2010, als sich ein junger Mann in der Stadt Sidi Bouzid selbst anzündete, nachdem die Polizei seine Waren konfiszierte, die er ohne Genehmigung verkaufte. Der Selbstmörder löste mit seiner Verzweiflungstat nicht nur die langanhaltenden Proteste aus, sondern gab einer ganzen Generation resignierter Jugendlicher ein Gesicht, die nun gegen die soziale Ungerechtigkeit und ihre Perspektivlosigkeit demonstrieren. Genährt werden die Proteste, die mittlerweile auch auf das benachbarte Algerien übergesprungen sind, auch durch die enorm gestiegenen Preise für Grundnahrungsmittel.

Auch in der Hauptstadt des Landes, Tunis, gehen Studenten und Sympathisanten seit Wochen auf die Straße, wobei die Demonstrationen hier friedlicher verlaufen, als in den westlichen und zentralen Landesteilen. Das Auswärtige Amt rät Touristen dazu, sich von allen Demonstrationen fernzuhalten, weist aber auch darauf hin, dass bisher noch keine Reisenden zu schaden gekommen sind. Informieren sie sich dennoch vor einer Reise nach Tunesien über die aktuelle Lage im Land.