Am Wochenende hat eine Militäreinheit aus Kenia offenbar die Grenze nach Somalia passiert. Der Einmarsch ist die Reaktion auf die zunehmenden Aktivitäten der islamistischen Gruppierung al-Shabaab. In den letzten Wochen wurden vier Europäerinnen auf kenianischem Territorium verschleppt und aller Wahrscheinlichkeit nach von den Milizen ins Nachbarland Somalia gebracht.
Die islamistische Bewegung al-Shabaab in Somalia sorgte in den vergangenen Monaten immer wieder für großes Aufsehen. Die Milizen hinderten Hilfskräfte internationaler Organisationen daran, zehntausende von der Dürrekatastrophe am Horn von Afrika heimgesuchte Menschen mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Besonders in Südsomalia, das von der al-Shabaab kontrolliert wird, wurden unzählige von der Hungersnot bedrohten Menschen von dringend benötigten Hilfslieferungen abgeschnitten. Mit Hilfe ausländischer Truppen konnte die al-Shabaab Anfang August dieses Jahres zumindest aus der Hauptstadt Mogadischu vertrieben werden. Doch auch dieser vermeintliche Fortschritt blieb nicht ohne Folgen. Bei einem Selbstmordanschlag auf einen Regierungskomplex, zudem sich die Miliz, der enge Kontakte zur al-Qaida nachgesagt werden, bekannte, wurden duzende Menschen getötet.
Am Sonntag wurde durch das Nachbarland Kenia nun eine Militäraktion gegen die al-Shabaab gestartet. Wie groß die Einheit ist, ist nicht im Detail bekannt. Berichtet wird von mehreren Duzend Panzern, die die Grenze nach Somalia passiert haben sollen. Unterstützung erhalten die Bodentruppen offenbar auch aus der Luft. In der Grenzregion soll es zu heftigen Gefechten gekommen sein. Einer der ausschlaggebenden Punkte dürften die Entführungen westlicher Touristen aus dem Norden Kenias durch die Milizen gewesen sein, die ihre Geiseln nach Somalia verschleppt haben sollen. Erst am Donnerstag wurden außerdem zwei spanische Helferinnen aus dem weltweit größten Flüchtlingscamp Dadaab in der Nähe der Grenze zwischen Kenia und Somalia entführt.
Es handelt sich um die dritte Entführung von al-Shabaab Milizen auf kenianischem Territorium innerhalb weniger Wochen. Das war für Kenia offenbar Grund genug, erstmals mittels einer militärischen Aktion gegen die Islamisten im Nachbarland Somalia vorzugehen. Eine Entscheidung, um die die kenianischen Behörden in den vergangenen zwanzig Jahren erfolgreich herumgekommen waren. Während des seit 1991 andauernden Bürgerkrieges in Somalia hat sich Kenia nicht mit der Entsendung von Truppen an der Befriedung des Konfliktes beteiligt, wie es zum Beispiel Uganda getan hat. So wollte die Regierung Kenias vermeiden, ebenfalls Ziel von Terroranschlägen zu werden. In Ugandas Hauptstadt Kampala kamen im Juli vergangenen Jahres duzende Menschen bei einem Anschlag ums Leben, den die al-Shabaab als Vergeltungsschlag für die Entsendung ugandischer Truppen nach Somalia enttarnte. Und genau damit haben die Milizen nun auch den Kenianern bereits gedroht, sollte Kenia seine Militäreinheiten nicht aus Somalia abziehen.