Südafrika: Frühgeschichtliche Farbwerkstatt gefunden

suedafrika1.gifIn der Blombos Hölle, 300 Kilometer östlich von Kapstadt in Südafrika haben Wissenschaftler diverse Werkzeuge zur Farbherstellung entdeckt, deren Alter auf 100.000 Jahre datiert wird. Da die Herstellung und Verarbeitung der Farbe ein komplexer Vorgang ist, zeigt der Fund, dass die Menschen im südlichen Afrika bereits vor 100.000 Jahren zu hohen kognitiven Leistungen fähig waren – evolutionsgeschichtlich ein entscheidendes Kriterium, um den Menschen vom Tier abzugrenzen.

Die Blombos Hölle in Südafrika ist eine seit Jahren bekannte archäologische Fundgrube, in der immer wieder aufschlussreiche Gegenstände frühester Menschheitsgeschichte zu Tage gefördert werden. Forscher haben dort nun Werkzeuge zur Farbherstellung entdeckt, deren besonderer wissenschaftlicher Wert in ihrem Alter liegt: sie wurden vor 100.000 Jahren von Menschen benutzt.

Der Fund umfasst rote und gelbe Farbpigmente, Muschelschalen die zum Mischen der Farbe verwendet wurden, flache Steine zum zerkleinern des Materials und Knochenspachteln zum Auftragen auf die Haut oder Wand – also alles was ein frühzeitlicher Maler zum Arbeiten gebraucht hat. Die außerordentliche Entdeckung und die Schlüsse, die man daraus ziehen kann, wurden jetzt im Wissenschaftsmagazin Science veröffentlicht.

Die Werkzeuge beweisen demnach, wie komplex unsere frühen Vorfahren bereits gedacht haben. Professor Christopher Henshilwood von der Universität Witwatersrand, Johannesburg, erklärt, dass diese Entdeckung so bedeutend sei, da sie die zeitlichen Grenzen, wann der Homo Sapiens moderne Denkmuster entwickelt habe weit nach hinten verschiebe.

Es bedarf eines hohen Grades an Planung, alle notwendigen Materialien zur Farbherstellung zusammenzutragen und die Arbeitsabläufe zu organisieren. Sollte die Farbe darüber hinaus tatsächlich für künstlerische Zwecke verwendet worden sein, so bedeutet dies, dass die Höllenbewohner von Blombos vor 100.000 Jahren schon in der Lage waren, symbolisch zu denken. Die Fähigkeit, ein Ding in Gedanken durch ein anderes Ding zu repräsentieren, zählt in der Evolutionslehre als das entscheidende Kriterium, welches den Menschen von den Tieren unterscheidet.

Proffesor Chris Stringer vom Naturkundemuseum in London ruft diesbezüglich in Erinnerung, dass man vor 20 oder 30 Jahren noch glaubte, dass sich dieser entscheidende Entwicklungsschritt in Europa vollzogen hätte – die dort entdeckten Höllenmalereien sind allerdings lediglich 30.000 bis 35.000 Jahre alt. Vergleichbare Funde wie jetzt in Südafrika, die ebenfalls auf ein konzeptuelles Denken hinweisen, wurden bislang nur in der Skhul Hölle in Israel und in Oued Djebbana in Algerien gemacht. Die dort gefundenen Artefakte werden auf 90.000 bis 100.000 Jahre datiert.

In der Blombos Höhle, die 300 Kilometer östlich von Kapstadt an der Küste liegt, werden seit mehr als 20 Jahren immer wieder faszinierende Funde aus allen geschichtlichen Epochen gemacht. Bereits 2002 hatten Wissenschaftler dort einen größeren Block aus Ocker gefunden, dessen Alter auf 70.000 Jahre bestimmt wurde. Sein eigentlicher Verwendungszweck wird jedoch erst jetzt klarer, nachdem die Farbwerkzeuge entdeckt wurden.