In Nigeria, dem bevölkerungsreichsten Land des afrikanischen Kontinents waren gestern über 73 Millionen Menschen zur Wahl eines neuen Präsidenten aufgerufen. Ersten Auszählungen zufolge liegt der noch amtierende Präsident Goodluck Jonathan vor seinem schärfsten Konkurrenten, Ex-Militärführer Muhammadu Buhari. Allerdings hat Buhari im Norden einen klaren Vorsprung vor Jonathan, weshalb es zu einer Stichwahl kommen könnte. Die Wahl verlief weitgehend friedlich.
Über 73 Millionen Menschen waren gestern im bevölkerungsreichsten Land Afrikas aufgerufen, einen neuen Präsidenten zu wählen. Favorit für das Amt ist der amtierende Präsident Goodluck Jonathan, erste Auszählungen der Stimmen zeigen jedoch, dass es zu einem Kopf-an-Kopf Rennen zwischen Jonathan und dem Ex-Militärführer Muhammadu Buhari kommen könnte.
Die Auszählung aller Stimmen begann direkt nach der Schließung der Wahllokale am Samstag Abend und soll bis Montag andauern. Erste Ergebnisse zeigen, dass der aus dem Süden stammende Goodluck Jonathan insgesamt noch die meisten Stimmen hat, aber auch, dass der aus dem Norden stammende Buhari in seinem Herkunftsgebiet eine deutliche Führung erreicht hat.
Um bereits in der ersten Wahlrunde zu gewinnen, benötigt einer der Kandidaten eine einfache Mehrheit aller Stimmen sowie jeweils mindestens 25 Prozent der Stimmen in zwei Drittel aller 36 Landesteile. Gelingt das nicht, kommt es zu einer Stichwahl, die zu einer weiteren Polarisation der Bevölkerung führen könnte, aber auch als Zeichen für eine demokratische Entwicklung in Nigeria zu sehen wäre.
Seit dem Ende der Militärherrschaft 1999 kam es bei jeder Wahl in Nigeria zu Wahlbetrug, Abstimmungen entschieden sich nach ethnischer Zugehörigkeit, religiöser Ausrichtung und finanzieller Potenz der Kandidaten. Die jetzigen Präsidentschaftswahlen sind bisher vergleichsweise frei und fair verlaufen. In einigen Städten kam es zu kleineren Auseinandersetzungen, aber insgesamt sind die Wahlen bisher ruhig verlaufen, auch wenn sich eine allgemeine Anspannung bzw. Aufregung der Menschen auf den Straßen spüren lässt. Viele Nigerianer wollen mit eigenen Augen den rechten Ablauf der Wahl in ihren Bezirken mitverfolgen.
Bei den Parlamentswahlen vergangene Woche hat die herrschende People’s Democratic Party (PDP), der auch Goodluck angehört, in einigen Regionen deutliche Einbußen hinnehmen müssen. Seit dem Ende der Militärherrschaft hat immer die PDP den Präsidenten gestellt, wobei es zu einem festen Wechsel zwischen Parteigenossen aus dem Norden und dem Süden kam, um so einen Konflikt zu vermeiden.
Als der aus dem Norden stammende Präsident Umaru Yar’Adua vergangenes Jahr während seiner ersten Amtszeit starb, übernahm sein Vizepräsident aus dem Süden, Jonathan Goodluck, das Amt. Bei der jetzigen Wahl werden Stimmen aus dem Norden laut, die wieder einen Kandidaten aus dem Norden fordern und sich von Goodluck übergangen fühlen. Diese Tatsache schwächt den PDP-Kandidaten und stärkt die Position des aus dem Norden stammenden Rivalen Buhari.