Laut Angaben der westafrikanischen Wirtschaftsorganisation ECOWAS zeigte sich Laurent Gbagbo, der umstrittene Präsident der Elfenbeinküste, heute erstmals zu Gesprächen bereit. Bisher waren alle Versuche den Staatsmann auf diplomatischem Wege zu einem Rücktritt zu bewegen erfolglos geblieben. International wurde Gbagbos Rivale Outtara als Sieger der Wahl im November letzten Jahres anerkannt. Bisher starben mindestens 200 Menschen im Rahmen des Machtkampfes in der Elfenbeinküste.
Ein Sprecher der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS teilte den Medien heute Nachmittag mit, dass der Präsident der Elfenbeinküste, Laurent Gbagbo, der zwar international nicht anerkannt ist, bisher jedoch entgegen aller nationalen und internationalen Maßnahmen hartnäckig an seinem Amt festhält, zum ersten Mal die Bereitschaft signalisiert hat, Gespräche über die umstrittene Präsidentschaftswahl zu akzeptieren, ohne auf den Gesprächen vorangehende Zugeständnisse zu bestehen. Erstmals seit dem Beginn des Machtkampfes in der Elfenbeinküste im Anschluss an die Wahl Ende November 2010, zeigt sich der Präsident bereit, den Forderungen nach einer friedlichen Lösung des Konfliktes nachzukommen. Gbagbo versprach auch, die durch seine Anhänger erstellte Blockade um das Hauptquartier seines Gegners Alassane Ouattara wieder zu öffnen.
Zu dieser ersten Annäherung zwischen Gbagbo und Mitgliedern der ECOWAS war es im Rahmen eines außerordentlichen Treffens gekommen, das heute Nachmittag in Abidjan stattgefunden hat. Bereits gestern kamen diverse Vertreter der ECOWAS sowie der kenianische Ministerpräsident Raila Odinga als Vertreter der Afrikanischen Union zu einem Treffen mit Gbagbo zusammen, das jedoch ohne Ergebnis blieb. Umso überraschender ist die Nachricht, dass Gbagbo entgegen aller Annahmen nun doch zu Verhandlungen bereit zu sein scheint. Nähere Angaben zu seiner Entscheidung sind bisher nicht bekannt. Auch über den Rahmen, in dem die Verhandlungen über den Konflikt stattfinden sollen, gibt es bisher keine Informationen.
Ouattara, der international anerkannte Sieger der Wahl im vergangenen November, hat seinerseits bestätigt, dass er Laurent Gbagbo einen Abgang in Würde gestatten werde, sollte dieser den Forderungen nach einem friedlichen Rücktritt nachkommen. Outtara befindet sich derzeit immer noch in seinem Hauptquartier im Hotel du Golf, nur wenige Kilometer vom Präsidentenpalast entfernt, in dem er von UN-Soldaten bewacht wird.
Besonders für die Bevölkerung der Elfenbeinküste ist auf eine baldige und vor allem gewaltfreie Einigung um das Amt des Präsidenten zu hoffen. In den vergangenen Wochen wurden verstärkt Stimmen laut, die einen erneuten Ausbruch des Bürgerkrieges im Land befürchteten. Die Bilanz des Machtkampfes in der Elfenbeinküste ist bisher schon verheerend genug. Offiziellen Angaben zufolge kamen seit der Wahl mindestens 200 Menschen bei gewaltsamen Übergriffen ums Leben, mindestens 1000 Menschen wurden verletzt.