NATO-Chef Rasmussen zeigte sich bei einem Treffen des Militärbündnisses in Brüssel optimistisch, dass der Einsatz in Libyen bald beendet werden könne. Einer der entscheidenden Faktoren wird die Lage in der Stadt Sirte sein. Dort ist der Widerstand der Gaddafi-Anhänger unverändert groß. Aber auch weitere militärische sowie politische Bedingungen müssten vorher erfüllt werden, erklärte Rasmussen.
Libyen ist bereits seit mehreren Wochen fast ausschließlich unter der Kontrolle der Gegner des Diktators Muammar al-Gaddafi. Zentraler Brennpunkt ist jedoch weiterhin die Stadt Sirte, die Heimatstadt des ehemaligen Machthabers. Die Truppen der ehemaligen Rebellen scheinen nicht gegen den heftigen Widerstand der Anhänger Gaddafis anzukommen. Der Vormarsch gerät offenbar immer wieder ins stocken. Die Kämpfer versuchen zum Teil zu Fuß, aber auch mit Fahrzeugen, ins Innere der Stadt vorzudringen, werden jedoch von Heckenschützen der pro Gaddafi-Truppen immer wieder gezwungen in Deckung zu gehen. In den Straßen liefern sich die Gegner erbitterte Gefechte. Die Leidtragenden sind nicht zuletzt die Bewohner der Stadt, denen es nicht gelungen ist, vor den Kämpfen zu fliehen. Es mangelt an Nahrungsmitteln, Trinkwasser und Treibstoff. Dazu kommt die ständige Gefahr durch die Gefechte.
Die Ankündigung der Kommandeure der Rebellen, Sirte stehe kurz vor der Einnahme, scheint wenig wahrscheinlich, wenn man die Berichte aus den Kampfgebieten verfolgt. Hauptsächlich westliche Medien berichten von wenig bis gar keinen Fortschritten der ehemaligen Rebellen in den letzten zwei Tagen. Auch ein aus den USA stammender Soldat rechnet nicht damit, dass die verbliebenen Gaddafi-Anhänger ihren Widerstand aufgeben werden. Sie hätten ohnehin keinen Ort, an den sie gehen könnten, so der Mann.
Der Fernsehsender Al-Arabija klingt dagegen weitaus optimistischer. Dort ist die Rede von der Endphase des Kampfes um Sirte. Die Stadt sei bereits bis zur Hälfte von den Gaddafi-Gegnern eingenommen. Und auch der Chef der NATO, Anders Fogh Rasmussen, rechnet mit einem baldigen Abzug des Militärbündnisses aus Libyen, wie er bei einem NATO-Treffen in Brüssel verkündete. Die weiteren Ereignisse in der Stadt Sirte werden diesbezüglich allerdings einen entscheidenden Faktor darstellen. Des Weiteren müsse vor dem Abzug der NATO-Truppen sichergestellt werden, dass von Gaddafi selbst sowie seinen Anhängern keine Gefahr mehr für die Bevölkerung ausgeht. Als letzten Punkt nannte Rasmussen die Fähigkeit des Übergangsrates, selbst für die Sicherheit des Landes sorgen zu können. Erst wenn diese Bedingungen erfüllt sind, wird die NATO laut Rasmussen ihren Einsatz in Libyen beenden.