Nach dem Staatsstreich in Guinea-Bissau hat die Afrikanische Union die Konsequenz gezogen und das Land von der Staatengemeinschaft suspendiert. Der Chef der afrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS hat unterdessen nach einem Besuch in der Hauptstadt Bissau angekündigt, dass die Putschisten bereit für die Übergabe der Macht an eine zivile Regierung seien. Die Lage im Land bleibt dennoch unübersichtlich.
Die Afrikanische Union (AU) hat Guinea-Bissau bis auf Weiteres aus seinen Reihen ausgeschlossen. Dieser Entschluss ist die Folge auf den Staatsstreich des Militärs am 12. April. Bei dem Treffen der AU in Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba am Montag wurde festgelegt, dass das Land solange von der Staatengemeinschaft suspendiert bleibt, bis sich die Situation vor Ort geklärt hat und die Verfassung des Landes wieder in Kraft getreten ist. Des Weiteren forderte die AU auch die internationale Gemeinschaft auf, mit Sanktionen gegen die Putschisten in Guinea-Bissau zu reagieren. Kadre Desire Ouedraogo, der Präsident der afrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS hat unterdessen erklärt, dass die Anführer der Putschisten bereit seien, die Macht an eine zivile Regierung abzugeben. Ouedraogo war nach Guinea-Bissau gereist um mit den Wortführern des Staatsstreichs zu verhandeln. Informationen wann oder ob die Machtübergabe stattfinden soll gibt es bisher jedoch nicht.
Ouedraogo hat sich bei seinem Besuch in Guniea-Bissau dafür eingesetzt, dass der Präsidentschaftskandidat Carlos Gomes Junior aus der Haft entlassen wird. Wie auch der ehemalige Übergangspräsident Raimundo Pereira war Gomes Junior von den Militärs festgenommen worden. Nachdem sich der Kandidat der Opposition, Kumba Yala, aus den Wahlen zurückgezogen hat, galt Gomes Junior als alleiniger Favorit für die Stichwahl am 29. April. Yala hatte seine Kandidatur mit der Begründung zurückgezogen, dass die Wahl manipuliert worden sei. Während der verbleibende Favorit für das Amt des Präsidenten, Gomes Junior, bei der Bevölkerung Guinea-Bissaus durchaus Anerkennung findet, ist er beim staatlichen Militär extrem unbeliebt. Im Wahlkampf hatte er angekündigt, das Militär, das seit langem in Verbindung mit dem internationalen Drogenhandel gebracht wird, in seiner Amtszeit verkleinern zu wollen. Yala dagegen werden gute Kontakte zum Militär nachgesagt. Guinea-Bissau ist einer der zentralen Umschlagplätze für Drogen aus Lateinamerika, die nach Europa importiert werden.
Carlos Gomes Junior übernahm nach dem Tod des Präsidenten Malam Bacai Sanha im Januar übergangsweise das Amt des Staatsoberhauptes. Bis dahin hatte er die Funktion des Premierministers inne. Beim ersten Durchgang der kurzfristig angesetzten Wahlen nach dem Tod von Sanha erreichte er 49 % der Wählerstimmen.