75 Personen müssen sich seit Montag in Ägyptens Hauptstadt Kairo wegen der Krawalle in einem Fußballstadion in Port Said im Februar verantworten. Am ersten Verhandlungstag herrschten chaotische Zustände im Gerichtssaal. Die Beschuldigten und die Opfer der insgesamt 73 getöteten Fußballfans beschimpften sich so lautstark, dass die Verhandlung vorübergehend unterbrochen werden musste.
In Ägypten stehen seit Montag 75 Angeklagte vor Gericht, die an den blutigen Krawallen in einem Fußballstadion in Port Said vor gut zweieinhalb Monaten beteiligt gewesen sein sollen. Den Beschuldigten wird zum Teil nicht nur Anstiftung zur Gewalt sondern auch vorsätzlicher Mord vorgeworfen. Der Beginn des Prozesses verlief äußerst chaotisch, wie unter anderem ein Journalist der deutschen Nachrichtenagentur dpa berichtete. Die Angeklagten, die in einer Art Käfig einsaßen, und die Angehörigen der Opfer der Ausschreitungen hätten sich lautstark beschimpft, so die Meldung. Einige der Angeklagten unterstrichen ihre Unschuldsbekundungen mit „Gott ist groß“-Gesängen. Der Prozess musste kurzfristig unterbrochen werden.
Bei den Ausschreitungen bei einem Fußballspiel der beiden Vereine Al-Ahly aus Kairo und Al-Masry aus Port Said am 1. Februar dieses Jahres waren 74 Menschen getötet worden, mehr als 1000 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Unmittelbar nach dem Ende des Spiels stürmten Anhänger des Gastvereins aus Port Said das Spielfeld und griffen die Spieler und Anhänger des gegnerischen Vereins unter anderem mit Brechstangen und sogar Schusswaffen an. Augenzeugen berichteten von einer regelrechten Hetzjagd, die in einen brutalen Gewaltakt ausartete.
Heftige Kritik traf nach den Ereignissen im Februar auch die Sicherheitskräfte, die im Stadion anwesend gewesen waren. Es wurde berichtet, dass die rund 3000 Beamten weitgehend tatenlos zusahen, als das Chaos nach dem Spiel ausbrach. Und auch fehlende Sicherheitsvorkehrungen wurden bemängelt. Die Sicherheitskräfte hätten die Fußballfans nicht ausreichend auf Waffen hin untersucht, so der Vorwurf. Beim Prozess, der am Montag in Kairo begann, müssen sich auch neun Polizeibeamte verantworten, die für die Eingangskontrollen verantwortlich waren. Der Vorwurf gegen sie lautet Nachlässigkeit im Dienst.
In Folge der tödlichen Krawalle in Port Said gab es immer wieder Spekulationen, dass die Fans des Clubs Al-Masry absichtlich bewaffnet ins Stadion eingelassen worden waren. Grund dafür sei nicht die sportliche Rivalität gewesen, sondern die Rolle des gegnerischen Vereins aus Kairo während der Revolution in Ägypten. Viele Anhänger des Clubs Al-Ahly waren Unterstützer des Ex-Diktators Hosni Mubarak. Hinter der brutalen Aktion vermuten viele einen Racheakt aufgrund dieser Haltung.