Der lange Zeit als Nachfolger Muammar al Gaddafis gehandelte Sohn des Diktators, Saif al Islam ist im Süden Libyens festgenommen worden. Soldaten nahmen den 39-jährigen nahe der Wüstenstadt Obari fest, als er versuchte, mit einigen Leibwächtern über die Grenze nach Niger zu gelangen. Al Islam, der auch vom Internationalen Strafgerichtshof gesucht wird, blieb bei seiner Festnahme unverletzt.
Saif al Islam, der Sohn des im Oktober gestürzten libyschen Diktators Muammar al Gaddafi, ist im Süden des Landes festgenommen worden. Der Justizminister des Nationalen Übergangsrates, Mohammed al Alagy und weitere Regierungsbeamte bestätigten dies heute. Saif al Islam war seit der Einnahme der Hauptstadt Tripolis vor drei Monaten untergetaucht und es war bisher unklar, ob er sich noch im Land aufhält.
Saif al Islam ist der zweitälteste Sohn des langjährigen libyschen Machthabers Gaddafi und spielte eine Schlüsselrolle in dessen Regierung. Während der Massenproteste Anfang des Jahres und den darauf folgenden Kämpfen, die zum Sturz und der Tötung Gaddafis geführt haben, soll al Islam das gewaltsame Vorgehen gegen Demonstranten und die gezielte Ermordung dieser befehligt haben.
Aufgrund seiner Rolle während des Aufstands wird er auch vom Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag (IStGH) wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit gesucht. Auch Interpol hat im September eine internationale Fahndung gegen den Flüchtigen ausgegeben.
Aussagen des Justizministers zufolge wurde al Islam im wüstenreichen Süden Libyens nahe der Stadt Obari von Einheiten aus der westlich gelegenen Stadt Zintan festgenommen. Der Sohn Gaddafis soll versucht haben, zusammen mit einigen Leibwächtern über die Grenze in das benachbarte Niger zu gelangen. Die Übergangsregierung bemüht sich derzeit noch um genauere Informationen. Fest steht wohl, dass Saif al Islam bei guter Gesundheit ist und zunächst nach Zintan gebracht worden ist.
Der 39-jährige war bis zum Sturz des Regimes als mutmaßlicher Erbe der Macht gehandelt worden und war die letzte wichtige Person des Gaddafi-Clans, die bis jetzt noch flüchtig war. Über den Verbleib des ebenfalls vom IStGH gesuchten ehemaligen Geheimdienstchef, Abdullah al Senussi, wurde nichts bekannt.
Direkt nach dem Bekanntwerden der Festnahme Saif al-Islams gingen in Tripolis viele Menschen auf die Straße und feierten mit Autokorsos, Hupkonzerten und Luftschüssen die Festnahme des Gaddafi-Sohnes. Es ist noch unklar, ob al Islam an den IStGH ausgeliefert wird, da auch die libysche Übergangsregierung eine Klage gegen ihn vorbereitet.