Seit dem jahrzehntelangen Bürgerkrieg schlummern im Südsudan abertausende Landminen im Boden, die eine große Gefahr für die Menschen darstellen und die Entwicklung stark behindern. Die Vereinten Nationen versuchen seit 2004 diesem Problem Herr zu werden und haben zusammen mit anderen Organisationen sichtbare Erfolge erzielt. Über 20.000 Kilometer Straße sind wieder befahrbar und mehr als 4.200 Panzerabwehrminen und 25.500 Antipersonenminen konnten zerstört werden.
Die südsudanesische Stadt Nimule liegt nur etwa 200 Kilometer von der Hauptstadt Juba entfernt an der Grenze nach Uganda. Bis 2004 brauchte man allerdings für eine Fahrt zwischen den zwei Städten drei bis vier Tage. Am sichersten war es mit dem Fahrrad. Der gesamte Südsudan war damals Kriegsgebiet, gefangen in einem Jahrzehnte andauernden Bürgerkrieg mit dem Norden und überall waren Landminen vergraben – wieviele weiß keiner so genau.
Seitdem hat sich viel getan: Seit 2005 gibt es ein Friedensabkommen und seit diesem Jahr ist der Südsudan ein unabhängiger Staat. Aber die Landminen stellen noch immer eine tödliche Bedrohung dar – bis Mitte 2011 verzeichneten alle Regionen des Landes zusammen über 1.200 Verletzungen und mehr als 3.000 Todesfälle. Das Minenräumungskoordinationszentrum der Vereinten Nationen (UNMACC) hat das Problem frühzeitig erkannt und bereits 2004, als ein erster Waffenstillstand geschlossen wurde, Räumungsaktionen eingeleitet.
Außer der Gefahr, die Landminen für die Menschen darstellen, behindern sie darüber hinaus auch jegliche Art der Entwicklung und des Transports. So waren beispielsweise die Transportkosten für Lebensmittellieferungen horrend, da sie nur auf dem Luftweg in das Land geschafft werden konnten.
UNMACC arbeitet zusammen mit zahlreichen weiteren UN-Organisationen, sowie etlichen nationalen und internationalen Nichtregierungsorganisationen, drei kommerziellen Räumungsunternehmen und der südsudanesischen Regierung. Dank gemeinsamer Anstrengungen ist es seit 2004 gelungen, bereits über 4.200 Panzerabwehrminen und 25.500 Antipersonenminen zu vernichten.
Südsudans staatliche Minenräumungskommission (SSDC) hat 1.653 Gefahrenzonen ausgezeichnet, von denen Ende 2010 schon 559 frei von Minen waren. Die Organisationen, zu denen unter anderem die Swiss Foundation for Mine Action, die Danish Church Aid, die in Großbritannien ansässige Landmine Action, die kommerziellen Anbieter RONCO und Mechem sowie die südsudanesische Nichtregierungsorganisation Operation Save Innocent Lives gehören, haben bis jetzt 20.047 Straßenkilometer wieder befahrbar gemacht – das entspricht 96 Prozent der als „kontaminiert“ eingestuften Strecken.
140 speziell dafür ausgebildete Soldaten haben außerdem die 446 Kilometer lange Bahnstrecke zwischen Wau und Babanusa in weniger als fünf Monaten wieder befahrbar gemacht. Außer der Infrastruktur sind aber auch über 1.000 km² Fläche von Landminen befreit und wieder für die lokalen Dorfgemeinschaften freigegeben worden.
Für die sichtbaren Erfolge hat die UN viel Geld aufgewendet. Seit 2005 zahlen die Vereinten Nationen jährlich 43 Millionen US-Dollar an die involvierten Organisationen aus. Außer der Minenräumung werden auch Präventivmaßnahmen zur Aufklärung über die Gefahren von Minen und Programme zur Unterstützung von Minenopfern finanziert. Im Gegenzug zeichnen sich auch schon finanzielle Einsparungen ab: Die Transportkosten sind um 40 Prozent gesunken und die Zahl der Unternehmensgründungen ist um 65 Prozent gestiegen – nicht nur, aber auch ein Erfolg der Minenräumungen.