In Liberia wird es aller Wahrscheinlichkeit nach zu einer Stichwahl zwischen der amtierenden Präsidentin Ellen Johnson-Sirleaf und dem ehemaligen UN-Diplomaten Winston Tubman kommen. Das geht aus dem von der unabhängigen Wahlkommission veröffentlichten Zwischenergebnis hervor, wonach Johnson-Sirleaf mit 44,5 Prozent vor Tubman mit 26,5 Prozent führt.
Liberias unabhängige Wahlkommission hat am späten Mittwochabend die ersten Teilergebnisse der Präsidentschaftswahl veröffentlicht. Deutlich in Führung ist demnach die derzeitige Amtsinhaberin Ellen Johnson-Sirleaf mit 44,5 Prozent der Stimmen, gefolgt von Winston Tubman, einem ehemaligen UN-Berater des früheren UN-Generalsekretärs Kofi Annan, der auf 26,5 Prozent der Stimmen kommt.
Den Hochrechnungen zufolge kommt keiner der Kandidaten im ersten Wahlgang auf die notwendigen 50 Prozent, weshalb es sehr wahrscheinlich nächsten Monat zu einer Stichwahl zwischen den zwei Top-Kandidaten kommen wird. Der ehemalige Rebellenführer Prinz Johnson, der mittlerweile als Senator in der ländlichen Nimba-Provinz aktiv ist, kommt derzeit auf etwa 13,5 Prozent. Sollte es zu einer Stichwahl kommen, könnten sich die Stimmen seiner Anhänger für Johnson-Sirleaf oder Tubman als entscheidend erweisen.
Bisher wurden knapp 200.000 der abgegebenen Stimmen ausgezählt. Insgesamt registriert für die Präsidentschaftswahl waren 1,8 Millionen Liberianer. Auch eine unabhängige Mediengruppe, die die Wahlen beobachtet hat, kommt nach der Auswertung von knapp 400.000 Stimmen zu einem ähnlichen Ergebnis wie die Wahlkommission. Diese hat bis zum 26. Oktober Zeit, das endgültige Ergebnis der Abstimmung bekannt zu geben.
Ellen Johnson-Sirleaf, die jüngst mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde, war 2005 in der ersten demokratischen Wahl seit dem Ende des langjährigen Bürgerkriegs zur Präsidentin des kleinen westafrikanischen Landes gewählt worden. Im Gegensatz zu der damaligen Abstimmung, die von den Vereinten Nationen organisiert worden war, wurde die jetzige Wahl eigenständig von Liberia vorbereitet. Die noch immer im Land stationierte, etwa 8.000 Mann starke Friedensmission der UN, stellte lediglich einen friedlichen Ablauf sicher.
Welchen der beiden für die Stichwahl in Frage kommenden Kandidaten Prince Johnson unterstützen wird, steht noch nicht fest. Auf Nachfrage gab er bekannt, dass er sich bisher weder für Johnson-Sirleaf, noch für Tubman entschieden habe. Er wolle zunächst mit beiden Gespräche führen, ehe er eine Empfehlung für seine Anhänger ausgebe.