Zehntausende junge Menschen bewerben sich in Südafrika jedes Jahr vergeblich um einen Studienplatz. Die Kapazitäten der staatlichen Hochschulen können den Bedarf nicht einmal annähernd decken. Vor der Universität von Johannesburg kam es am Dienstag zu einem tragischen Unglück, als tausende Studienanwärter sich für wenige Restplätze bewerben wollten. Eine Frau wurde im Gedränge vor dem Universitätsgebäude zu Tode gequetscht.
Vor der Universität von Johannesburg ist am Dienstagmorgen eine Frau ums Leben gekommen. Rund 6000 junge Menschen hatten sich vor dem Immatrikulationsbüro der Hochschule versammelt, um einen der wenigen verbliebenen Studienplätze zu ergattern. Als das Büro seine Türen öffnete, begannen die Menschen in das Gebäude zu drängen. Die Frau, offenbar die Mutter eines Anwärters auf die begehrten Restplätze, wurde dabei in der Menge zu Tode gequetscht. Etwa zwanzig weitere Menschen wurden in dem Gedränge zum Teil schwer verletzt.
Studienplätze in Südafrika sind rar. Jedes Jahr warten zehntausende Bewerber vergeblich auf eine Zulassung. Die Nachricht der Universität von Johannesburg, dass nachträglich noch wenige hundert Plätze für das kommende Semester vergeben werden, veranlasste folglich tausende junge Südafrikaner, schon Stunden vor der Öffnung des Immatrikulationsbüros vor dem Gebäude zu verharren. Einige haben dort sogar die gesamte Nacht verbracht. Die offizielle Bewerbungsfrist der südafrikanischen Universitäten endet im Juni jeden Jahres, die Prüfungsergebnisse der Schulabgänger werden jedoch im Januar vergeben.
Eine der wenigen Hochschulen in Südafrika, die auch im Januar noch Studienplätze für das erste Semester desselben Jahres vergeben, ist die Uni von Johannesburg. Dort haben Schulabgänger mit besonders gutem Notendurchschnitt die Möglichkeit, vorzeitig einen Platz zu ergattern. Diese Vorgehensweise der Universität von Johannesburg ist keine Neuerung, bereits im vergangenen Jahr wurden Restplätze für herausragende Schulabgänger bis Januar freigehalten und auch dabei kam es zu einem großen Gedränge. Nach Angaben des Uni-Vizekanzlers Ihron Rensburg hatte die Hochschule auch dieses Jahr mit einem großen Ansturm gerechnet und entsprechende Vorkehrungen getroffen. Verhindert werden konnte das Unglück, das einer Mutter das Leben kostete, dennoch nicht.
Wie groß der Mangel an Studienmöglichkeiten für Schulabgänger in Südafrika ist, lässt sich am Beispiel der Universität von Johannesburg stellvertretend für andere Hochschulen des Landes zeigen. Allein dort wurden im vergangenen Jahr rund 74.000 Bewerber abgewiesen, wie in der südafrikanischen Zeitung „Times Live“ zu lesen ist. Die Studentenorganisation „Union of South African Students“ appellierte an die Regierung, schnellstmöglich neue Hochschulen einzurichten.