Senegal: Anti-Wade Koalition gewinnt an Schwung

senegal.gifDem senegalesischen Präsidenten Abdoulaye Wade ist es nicht gelungen, im ersten Wahlgang die für eine Direktwahl benötigten 50 Prozent zu erreichen. Die breite Protestbewegung im Land, die Wades Kandidatur um eine dritte Amtszeit für verfassungswidrig hält, setzt nun alle Hoffnung auf den Gegenkandidaten Macky Sall. Dieser gilt zwar auch als wirtschaftsliberal, aber für viele Senegalesen gilt für die Stichwahl die Devise: „Hauptsache nicht Wade!“

Senegals Präsident Abdoulaye Wade der eine dritte Amtszeit anstrebt, hatte auf ein klares Ergebnis im ersten Wahlgang vergangenen Sonntag gehofft. Mittlerweile ist es offiziell, dass er die für eine Direktwahl nötigen 50 Prozent nicht erreicht hat und es deshalb zu einer Stichwahl zwischen ihm und dem früheren Premierminister Macky Sall kommen wird. Der 85-jährige Wade erreichte im ersten Wahlgang 34,8 Prozent der Stimmen, Sall 26,6.

Viele Senegalesen werfen Wade vor, mit der angestrebten dritten Amtszeit gegen die Verfassung zu verstoßen, da diese nur zwei Amtsperioden genehmigt. Da diese Verfassungsänderung aber erst während der Amtszeit des Präsidenten beschlossen wurde, erklärte das Verfassungsgericht Wades Teilnahme an der Wahl für rechtmäßig. Im Vorfeld der Abstimmung kam es zu tagelangen Protesten, bei denen mindestens sechs Menschen getötet wurden.

Die Protestbewegung „Y en A Marre“ („Schnauze voll!“) hat nun alle jungen Senegalesen dazu aufgerufen, gegen Wade und für Sall zu stimmen. Tine, eine der Anführerinnen der Bewegung „M23“, einer weiteren Protestbewegung, deren Name sich auf den 23. Juni 2011 bezieht, an dem es erstmals zu heftigen Protesten gegen Wade kam, wünscht sich, dass die Menschen nun an den Wahlurnen ein Zeichen gegen den Präsidenten setzen, dessen dritte Amtszeit sie für einen klaren Verfassungsbruch halten.

Auch der weltberühmte senegalesische Sänger Youssou N’Dour, der selbst für die Wahl antreten wollte, dem eine Kandidatur aber vom Verfassungsgericht verboten worden ist, erklärte nun seine Unterstützung für Macky Sall. Auch die bekannte Bürgerrechtsaktivistin Alioune Tine setzt sich für den Gegenkandidaten ein und hofft darauf, dass auch die zwölf verbliebenen Präsidentschaftskandidaten, die nach dem ersten Wahlgang ausgeschieden sind, ihre Anhänger dazu aufrufen, gegen Wade zu stimmen.

Macky Sall war früher selbst Premierminister unter Wade, brach aber später mit ihm. Dennoch gilt er wie der Präsident als wirtschaftsliberal. Die sozialistischen Kandidaten Ousmane Tanor Dieng und Idrissa Seck haben sich bisher noch nicht geäußert. Der drittplatzierte Moustapha Niasse, der 13 Prozent erreichte, hat bislang zwar angekündigt, das er ein Bündnis-Angebot von Wade definitiv ablehnen werde, eine offene Unterstützung Salls hat er aber auch noch nicht verlautbart.