Menschenrechtspreis für Hotelier aus Ruanda umstritten

ruanda1.gif Paul Rusesabagina, der ruandische Hotelier, auf dessen Geschichte der bekannte Film „Hotel Ruanda“ basiert, hat in Washington den Menschenrechtspreis der Lantos-Stiftung erhalten. Eine Gruppe von Überlebenden des Genozids in Ruanda kritisierte diese Auszeichnung unter anderem mit der Begründung, Rusesabagina habe seine Rolle bei der Rettung von hunderten Menschen in dem Hotel in Kigali als äußerst übertrieben dargestellt.

Kaum einer kennt ihn nicht, den Film „Hotel Ruanda“, der im Jahr 2004 in den deutschen Kinos zu sehen war und tauende Menschen zu Tränen gerührt hat. Der Film erzählt eine angeblich wahre Geschichte von einem Hotelier in Ruandas Hauptstadt Kigali, der während des Volkermordes vor fünfzehn Jahren hunderten Menschen das Leben rettete. Der Name dieses von Hollywood als Held gefeierten Mannes ist Paul Rusesabagina. Nach dem Erscheinen des Films hat der heute 57-jährige seine Bibliographie veröffentlicht, in der er die Geschichte hinter dem Megafilmprojekt „Hotel Ruanda“ beschreibt.

Paul Rusesabagina, der immer wieder als „Oskar Schindler von Ruanda“ bezeichnet worden ist, wurde nun in Washington mit dem Lantos Human Rights Prize ausgezeichnet. Diese Auszeichnung wird jedes Jahr vor dem Hintergrund verliehen, auf Menschenrechtsverletzungen weltweit aufmerksam zu machen und diejenigen auszuzeichnen, die sich gegen diese aufgelehnt haben. Die Lantos-Stiftung für Menschenrechte und Gerechtigkeit erklärte sich auf ihrer Internetseite stolz, dass der Preis dieses Jahr an den Hotelier aus Ruanda geht. Paul Rusesabagina sei eine Verkörperung von Menschlichkeit, hieß es in der Erklärung der Stiftung.

In Ruanda wird diese Wahrnehmung von einigen Leuten etwas anders beurteilt. Die Gruppe mit dem Namen „Ubuka“, die von Überlebenden des Völkermordes in Ruanda gegründet wurde, hat die Auszeichnung von Rusesabagina scharf kritisiert. Der Mann habe keines Falls so selbstlos gehandelt, wie er in den Medien dargestellt wird, so lautet die Begründung. Er habe sich für die Rettung der Menschen bezahlen lassen und seine Rolle als Hotelier im Hotel Des Mille Collines in Kigali, in dem sich die dramatischen Szenen 1994 abgespielt haben, mehr als übertrieben dargestellt. Eine ehemalige Rezeptzionistin des Hotels sagte aus, es sei vor allem den UN-Friedenstruppen zu verdanken gewesen, dass die Menschen im Hotel gerettet wurden. Ob Glaubwürdigkeit dieser Aussage ist jedoch zweifelhaft, da sich die UN-Blauhelme noch während des blutigen Genozid in Ruanda zwischen April und Juni 1994 aus dem Land zurückzogen und die Menschen ihrem Schicksal überließen.

Fest steht, dass Paul Rusesabagina ein großer Kritiker der Regierung Ruandas ist und derzeit im Exil lebt. Tatsache ist auch, dass die Gruppe „Ubuka“ enge Verbindungen zur Regierung des Präsidenten Paul Kagame hat. Vergessen werden darf aber auch nicht, dass „Hotel Ruanda“ ein Hollywoodfilm ist, eine inszenierte Darstellung der Begebenheiten also, und keine dokumentarische Wiedergabe der Ereignisse im Hotel Des Mille Collines. Fest steht aber nicht zuletzt auch, dass im Hotel Des Mille Collines 1994 tatsächlich mehrere hundert Menschen vor den Schlächtern des Genozids gerettet worden sind.