Am Sonntag hat in Namibia die jährliche Robbenjagd begonnen, bei der bis Ende November 80.000 Jungtiere gekeult und 6.000 Bullen geschossen werden sollen. Die Regierung hält die Tötungen aus ökologischer Sicht für notwendig, Tierschützer vermuten dahinter reine ökonomische Interessen. Heftige Kritik zieht insbesondere die Tötung der Jungtiere mit angespitzten Keulen auf sich.
An der Küste Namibias hat heute trotz Kritik die jährliche Robbenjagd begonnen, bei der bis Ende November 86.000 Kap-Pelzrobben erlegt werden sollen. Tierschutzorganisationen werfen der Regierung vor, die Jagd aus wirtschaftlichen Gründen zu betreiben. Staatliche Stellen verweisen hingegen auf die ökologische Notwendigkeit, Überbestände zu kontrollieren.
„Namibias Seehundpopulation hat sich in bis zu einem Punkt vermehrt, an dem die Tragfähigkeitsgrenze der Umwelt bei Weitem überschritten ist. […] Daher ist es human, die ungezügelt wachsende Seehungpopulation auf ein Maß zu reduzieren, das ökologisch tragfähig ist“, so die Regierung in einer Stellungnahme.
Die Tierschützer des auch in Südafrika ansässigen Internationalen Fonds zum Schutz des Tierischen Wohlergehens (IFAW) zweifeln diese Rechtfertigung der namibischen Regierung an. Der südafrikanische Länderdirektor des IFAW, Jason Bell, meint, dass es keine ökologische Rechtfertigung für die Tötung der Tiere gebe. Es ginge dabei ausschließlich um politische und ökonomische Interessen, so Bell weiter.
Das Ministerium für Fischerei und Marine Ressourcen hat die Zahl der Kap-Pelzrobben vergangenes Jahr auf 1,3 Millionen taxiert. Der IFAW und andere Schutzorganisationen schenken den Zahlen jedoch keinen Glauben, da sich das Ministerium weigert, die Zahlengrundlagen und die Zählweise offen zu legen.
Cape Cross, eine der größten Brutkolonien, liegt etwa 116 Kilometer nördlich der Hafenstadt Swakopmund und zieht jährlich zahlreiche Touristen an. Während der Jagdsaison bis Ende November sind die Robbenkolonien nur beschränkt zugänglich. Dieses Jahr sollen insgesamt 80.000 Robbenbabies gekeult und 6.000 ausgewachsene Bullen geschossen werden.
Besondere Kritik wird an der brutalen Tötungsmethode geübt: In den Schutzgebieten werden die Tiere am Strand eingekreist und mit angespitzten Keulen erschlagen. Nach der Schlachtung werden die Tiere in sieben lizenzierten Fabriken weiterverarbeitet. Genutzt wird außer den Fellen für die Kleiderproduktion, auch das Fett der Tiere, das bei der Herstellung von Schönheitsprodukten verwendet wird sowie die Geschlechtsorgane, denen im asiatischen Raum aphrodisische Wirkung nachgesagt wird.