Süd-Sudanesen fliehen aus dem Norden

sudan1.gifTausende Süd-Sudanesen verlassen aus Angst vor Gewalt den Norden des Landes und die Hauptstadt Khartoum, um in den Süden des Sudan zu gelangen. Im Januar 2011 wird im Sudan über die Unabhängigkeit der südlichen Landesteile abgestimmt. Bereits jetzt wächst die Spannung im Land und viele Süd-Sudanesen befürchten, dass es im Norden zu Wahlbetrug und Repressionen kommen könnte, und versuchen deshalb mit Unterstützung der Regierung des Süd-Sudan in südlichere Gefilde zu gelangen.

In etwa zwei Monaten wird im Sudan über die Unabhängigkeit der südlichen Landesteile abgestimmt und viele Menschen erwarten, dass das größte afrikanische Land in zwei Teile geteilt werden wird. Ob die Wahlen im Januar 2011 und die Zeiten danach friedlich verlaufen werden, kann derzeit niemand sagen. Viele Süd-Sudanesen, die in den nördlichen Landesteilen leben, versuchen derzeit mit all ihren Habseligkeiten in den Süden zu gelangen.

Bei dem Referendum zur Unabhängigkeit, das im Rahmen der Friedensverhandlungen 2005 beschlossen wurde, geht es nicht nur um eine räumliche Separierung, sondern auch um eine ethnisch-religiöse. Der Norden des Sudan wird hauptsächlich von Muslimen bewohnt, während im Süden christliche und traditionelle Religionsformen dominieren. Je näher der Abstimmungstermin rückt, desto gespannter wird die Stimmung im gesamten Land.

Die meisten Menschen flüchten aus der Hauptstadt des Sudan, Khartoum, die in den nördlichen Landesteilen gelegen ist. Ein Grund für die Flucht nach Süden ist die Angst vor Repressionen und Gewalt. Offizielle Vertreter im Norden haben bereits angekündigt, dass Süd-Sudanesen nicht mehr im Norden willkommen sein werden, sollte eine Mehrheit für die Unabhängigkeit stimmen. Außer dem Aspekt der Sicherheit gibt es noch einen zweiten Beweggrund für die Menschen, ihre Arbeit und ihr Leben im Norden aufzugeben und einer ungewissen Zukunft im Süden entgegen zu ziehen: Misstrauen.

Viele Sudanesen aus dem Süden befürchten, dass es im Norden zu Wahlbetrug kommen wird, da die Regierung im Norden kein Interesse an der Unabhängigkeit des Süden hat. Auch die Regierung des Süd-Sudan teilt die Befürchtungen des Wahlbetrugs und versucht deshalb möglichst viele Menschen zur Abstimmung in ihr Hoheitsgebiet zu schaffen. In einem Vorort von Khartoum hat die Regierung ein Behelfsbüro eingerichtet, von dem aus Busse fahren sollen. Mehr als 5.000 Menschen haben sich bereits registriert, die Finanzierung des Transports funktioniert jedoch noch nicht reibungslos.

Vor der Behelfsbaracke stehen Männer, Frauen und Kinder im Schatten. Um sie herum sind Bettgestelle, Plastiktüten, Stühle und anderer Hausrat gestapelt. Auch wenn keiner weiß, wann genau es losgeht, so haben jedoch viele bereits ihre komplette Habe hier aufgehäuft. Manche Familien warten seit Tagen, Wochen oder sogar Monaten, nur um in den Süden des Sudan zu gelangen und dort im Januar vielleicht daran beteiligt zu sein, wenn ein neuer Staat entsteht.