In einer mehrtägigen Befreiungsaktion hat das nigerianische Militär etliche Camps der Rebellen im Nigerdelta ausgehoben und dabei 19 Geiseln befreit, der Anführer der Rebellen „Obese“ befindet sich jedoch weiterhin auf freiem Fuß. Unter den Geiseln – alles Mitarbeiter internationaler Ölkonzerne, die im Delta aktiv sind – befanden sich zwölf Einheimische und sieben ausländische Personen, die bei der Befreiungsaktion alle unverletzt blieben.
Das nigerianische Militär hat in einer groß angelegten Befreiungsaktion am heutigen Donnerstag 19 Geiseln aus der Hand ihrer Entführer befreit. Die Entführungsopfer sind allesamt Mitarbeiter diverser, im Nigerdelta aktiver Ölfirmen. Unter ihnen befanden sich zwölf Nigerianer, zwei Amerikaner, zwei Franzosen, zwei Indonesier und ein Kanadier. Die Rettungsaktion markiert eine Trendwende der nigerianischen Regierung im Umgang mit den Befreiungsbewegungen und kriminellen Gruppen im ölreichen Nigerdelta.
Bisher setzte die Regierung vornehmlich auf diplomatische Mittel und häufig wurden die Geiseln du die Zahlung von Lösegeldern durch die jeweiligen Arbeitgeber – internationale Ölkonzerne, die in der Region tätig sind – freigekauft. Verantwortlich für die meisten Entführungen war bisher die Befreiungsbewegung MEND (Movement for the Emancipation of the Niger Delta), die durch die radikale Praxis eine größere Beteiligung der lokalen Bevölkerung an den enormen Einnahmen aus dem Ölgeschäft erreichen will.
Ein Waffenstillstandsabkommen, das im vorigen Jahr zwischen der Regierung und MEND ausgehandelt worden war, wurde von einer jungen, radikalen Fraktion der MEND-Mitglieder in letzter Zeit immer weniger beachtet. Hinzu kommt, dass immer mehr kriminelle Gruppen als Trittbrettfahrer im Nigerdelta agieren und Entführungen von lokalen und ausländischen Angestellten der Ölfirmen als lukrative Einnahmequelle nutzen.
Nach Auskunft von Charles Omoregie, dem Kommandeur der militärischen Eingreiftruppe im Nigerdelta JTF, handelte es sich bei den Entführern der 19 Geiseln um eine Gruppe, die von einem aufsteigenden Verbrecherboss geleitet wird, der unter dem Namen „Obese“ bekannt ist. Es gibt Vermutungen, dass Obese den neuen, radikalen Arm der MEND anführt – verlässliche Informationen hierzu sind jedoch nicht erhältlich.
Unter den Entführungsopfern befanden sich acht nigerianische Mitarbeiter des US-amerikanischen ExxonMobil Konzerns, die vergangene Woche entführt wurden. Die sieben ausländischen Geiseln waren kurz zuvor am 7. November entführt worden und arbeiten für den Ölplattformbetreiber Alfren PLC, der in London ansässig ist.
Der Kommandeur des Militärs, Omoregie, erklärte auf einer Pressekonferenz, dass für die Aktion im Nigerdelta, die bereits am Montag gestartet wurde, Einheiten in der Luft, am Boden und im Wasser eingesetzt wurden. Es wurden insgesamt sieben Camps der Rebellen in den drei Hauptbezirken der Region – Delta, Bayelsa und River – erobert. Die Geiseln befanden sich in einem der Lager im River-Bezirk. Laut BBC-News war es das erste mal, dass bei einer Befreiungsaktion ausländischer Geiseln alle lebend gerettet werden konnten.