In der Hafenstadt Abidjan ist das Militär gegen Anhänger des gewählten Präsidenten Ouattara vorgegangen, wobei mindestens 20 Menschen getötet wurden. Die Demonstranten hatten versucht, das Gebäude des staatlichen Fernsehsenders unter ihre Kontrolle zu bringen. Das Militär und das staatliche Fernsehen sind dem Wahlverlierer Gbagbo treu, der sich eisern an die Macht krallt und das Präsidentenamt nicht abtreten will.
In der Elfenbeinküste spitzt sich die Lage zwischen den zwei rivalisierenden Präsidenten und ihren Anhängern weiter zu. Der Ex-Präsident Laurent Gbagbo, der sich weiter an die Macht klammert, hat nun das Militär gegen Demonstranten des neu gewählten Präsidenten Alassane Ouattara eingesetzt. Bei den Auseinandersetzungen in der Wirtschaftsmetropole Abidjan wurden mindestens 20 Menschen getötet.
Alassane Ouattara hatte die Stichwahl Ende November mit 54 Prozent der Stimmen für sich entschieden, der Verfassungsrat – der von einem Gefolgsmann von Gbagbo geleitet wird – hatte das Ergebnis kurz darauf jedoch revidiert und Laurent Gbagbo im Amt bestätigt. Auch das Militär und das Staatsfernsehen stehen auf der Seite des seit zehn Jahren regierenden Präsidenten.
Der gewählte Präsident Alassane Ouattara hingegen regiert bisher aus einem Hotel in Abidjan, wird jedoch von der EU, den Vereinten Nationen (UN), der Wirtschaftsgemeinschaft Westafrikanischer Staaten (ECOWAS) und der Afrikanischen Union (AU) und den ehemaligen Rebellentruppen im Norden des Landes unterstützt. Die Elfenbeinküste wurde bis zu einer Lösung der momentanen Auseinandersetzung aus der AU und der ECOWAS ausgeschlossen.
Die internationale Staatengemeinschaft versucht Druck auf Gbagbo auszuüben, indem ihm Reise- und Finanzsanktionen angedroht wurden. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen zeigt sich tief besorgt über die Entwicklungen im Land. Etwa 9.000 Blauhelme sind in der Elfenbeinküste zum Schutz der Zivilbevölkerung stationiert.
In den Straßen Abidjan stehen Panzer und das Militär ist stark präsent. Dennoch haben gestern Anhänger Ouattaras versucht, in einem Demonstrationszug zum Gebäude des staatlichen Fernsehsenders, der als Propagandaorgan Gbagbos fungiert, zu gelangen und dieses zu besetzen. Das Militär schoss zunächst mit Blendgranaten und anschließend mit scharfer Munition, wodurch nach Aussagen der Regierung zehn Demonstranten und zehn Sicherheitskräfte getötet wurden.
Auch in Tiebissou, das im zentralen Teil der Elfenbeinküste nahe der Waffenstillstandslinie von 2003 liegt, kam es unbestätigten Berichten zufolge zu Schusswechseln zwischen ehemaligen Rebellentruppen und der Armee. Die Anhänger Ouattaras haben angekündigt weiter gegen Machtokkupation von Gbagbo zu demonstrieren. Ob dieser sich davon beeindrucken lässt oder ob der Bürgerkrieg wieder offen ausbricht, ist momentan nicht abzusehen.