20 menschliche Schädel an Namibia zurückgegeben

namibia.gif Im Rahmen eines Festaktes in der Berliner Charité wurden am Freitag 20 menschliche Schädel an eine Delegation aus Namibia zurückgegeben. Die Gebeine wurden vor rund 100 Jahren während des Völkermordes an den Herero und den Nama durch die deutsche Kolonialmacht zu wissenschaftlichen Zwecken nach Deutschland gebracht.

Am Freitag wurden in der Berliner Charité 20 menschliche Schädel an eine Delegation aus Namibia zurückgegeben. Die Schädel wurden zwischen 1904 und 1908 zu wissenschaftlichen Zwecken gesammelt und aus der damaligen deutschen Kolonie nach Deutschland überführt. Nun kamen Angehörige der Herero und der Nama nach Berlin, um die Gebeine ihrer Vorfahren mit zurück in ihre Heimat zu nehmen.

Namibia war von 1884 bis 1915 eine deutsche Kolonie. Diese Zeit zählt zu den dunkelsten Kapiteln der deutschen Kolonialgeschichte. Ein Aufstand der ethnischen Gruppen der Herero und der Nama gegen die weiße Herrschaft entwickelte sich 1904 zu einem grausamen Völkermord an der einheimischen Bevölkerung. Fast 100.000 Menschen wurden von den Truppen der deutschen Kolonialisten umgebracht. Aus dieser Zeit stammen auch die Schädel, die nun in ihr Heimatland Namibia zurückgebracht werden.

Beim Festakt am Freitag in der Berliner Charité sprach unter anderem Cornelia Pieper, die Staatsministerin des Auswärtigen Amtes. Frau Pieper betonte in ihrer Rede den symbolischen Wert der Geste für die Beziehungen zwischen Namibia und Deutschland, sowie die historische und moralische Verantwortung Deutschlands gegenüber der ehemaligen Kolonialmacht. Die Übergabe der menschlichen Gebeine seien ein Anlass, um an die Gräueltaten zu erinnern, die von den Deutschen in Namibia begangen wurden.

Nur eine Entschuldigung im Namen der Bundesregierung, rund 100 Jahre nach den grausamen Taten, an die die 20 Totenschädel, die auf dem Podium im Saal der Charité ausgestellt sind, erinnern, bleibt zum Ärger einiger Gäste des Festaktes aus. Pieper spricht von Bedauern und Versöhnung, die Zuschauer jedoch fordern neben einer offiziellen Entschuldigung auch Reparationen für die Nachfahren der Opfer des Völkermordes an den Herero und den Nama. Noch bevor die Sprecher der Delegation aus Namibia ans Rednerpult treten, verlässt Pieper begleitet von Buhrufen den Saal. Ein schwacher Auftritt einer Vertreterin der deutschen Regierung bei einem Festakt, der dem Andenken von Opfern deutscher Kolonialherrschaft dienen soll. Auch von der restlichen deutschen Regierung fühlen sich die Vertreter aus Namibia ignoriert, wie ein Parlamentarier der Zeitung FAZ berichtete.

Am Montag wird die Delegation aus Namibia die Schädel ihrer Vorfahren in die Heimat überführen. Diese erste Übergabe von Gebeinen wird vermutlich nicht die letzte gewesen sein. Wissenschaftler schätzen, dass noch ca. 7000 weitere Schädel in deutschen Sammlungen zu finden sind, die zu wissenschaftlichen Zwecken von Namibia nach Deutschland gebracht worden waren.