Erste „Miss Marokko“ gewählt

marrokko.gif Am Samstag wurde in Marokko zum ersten Mal eine „Miss Marokko“ gekürt. Alle Versuche einer Misswahl in dem muslimischen Land waren in der Vergangenheit aufgrund von Protesten gescheitert. Dieses Mal lief jedoch alles nach Plan und die 19-jährige Gewinnerin aus Casablanca konnte sich über den Titel freuen.

In Marokko wurde am Samstag zum ersten Mal in der Geschichte des Landes eine „Miss Marokko“ gekürt. Misswahlen gelten in so gut wie allen muslimisch geprägten Ländern als unsittlich und werden nicht akzeptiert. In Marokko hat sich das nun geändert. Glückliche Gewinnerin des Titels „Miss Marokko“ ist die 19-jährige Sara Mouatamid. Die junge Frau kommt aus Casablanca und studiert BWL und Handelswesen. Durchgesetzt hat sich Sara Mouatamid gegen insgesamt 2419 Anwärterinnen auf den Titel. Alle waren zwischen 18 und 30 Jahre alt. Gut die Hälfte der Bewerberinnen stammte aus der Metropole Casablanca und auch aus der Hauptstadt Rabat waren viele junge Frauen zur Misswahl angetreten. Bewerberinnen aus ländlichen Regionen Marokkos gab es dagegen nur wenige. Aus dem Gebiet Westsahara kam nur eine einzige Frau zur Misswahl.

Die nun offiziell zur „Schönsten des Landes“ gekürte Sara Mouatamid erhielt als Gewinn ein Auto und eine Reise auf die Seychellen. Des Weiteren ist sie ab sofort die Kulturbotschafterin Marokkos. Bisher wurde dort mangels eigener Miss die „Miss Frankreich“ bei entsprechenden Anlässen präsentiert. Auch diese Loslösung von der ehemaligen Kolonialmacht war für die Veranstalter ein Grund, einen weiteren Versuch zu unternehmen, eine eigene „Miss“ zu küren.

Ob Marokko mit seiner Wahl zur „Miss Marokko“ diesbezüglich eine Vorreiterrolle einnehmen wird, ist fraglich. Auch dort gab es in der Vergangenheit Proteste gegen die Einführung von Misswahlen. Die derzeitige Regierungspartei „Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung“ hatte sich bisher stets gegen ein solches Ereignis ausgesprochen. Bereits zwei Mal, in den Jahren 1999 und 2002, wurde in Marokko der Versuch unternommen, eine Wahl zur „Miss Marokko“ abzuhalten. In beiden Fällen musste die Veranstaltung aufgrund von Protesten abgebrochen werden. In diesem Jahr kam es erstmals zu keinen nennenswerten Zwischenfällen. Wer kann noch gegen die Misswahl protestieren, wenn sogar die islamische Regierungspartei, die sich die Bewahrung von Religion und Tradition auf die Fahne geschrieben haben, das Ereignis unterstützt oder zumindest toleriert?