Bericht über zivile Opfer der NATO in Libyen

libyen1.gif Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch fordert von der NATO Aufklärung über mindestens 72 zivile Opfer, die bei Luftangriffen des Militärbündnisses während des Libyen-Konflikts getötet worden waren. Diese Anzahl wurde bei Untersuchungen der Organisation ermittelt, über deren Ergebnisse nun ein Bericht veröffentlicht wurde.

Erneut wurde ein Bericht veröffentlicht, der zivile Opfer durch den Einsatz der NATO im Libyen-Konflikt beklagt. Recherchiert wurden die Informationen des Berichts mit dem Titel „Unacknowledged Deaths“ von der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW). Demnach sollen bei Luftangriffen der NATO in Libyen im vergangenen Jahr 72 Zivilisten getötet worden sein, darunter auch Frauen und Kinder. Erst im März hatte die Organisation Amnesty International einen vergleichbaren Bericht veröffentlicht, in dem von mindestens 55 zivilen Todesopfern die Rede war, die der Einsatz der NATO in Libyen gefordert habe. Eine Untersuchungskommission der Vereinten Nationen berichtete ebenfalls im März von rund 60 Toten.

Zu den Ergebnissen kamen die Autoren des Berichts von Human Rights Watch, indem sie in insgesamt acht Orte in Libyen reisten, die Luftangriffen durch die NATO ausgesetzt waren, unter anderem die Hauptstadt Tripolis, Sirte und Brega. Zusätzlich wurden Satellitenaufnahmen ausgewertet. Human Rights Watch fordert nun von der NATO, die zivilen Opfer anzuerkennen und deren Hinterbliebene zu entschädigen. Des Weiteren rief die Organisation das Militärbündnis dazu auf, die von ihnen recherchierten Fälle ihrerseits zu untersuchen und öffentlich zu machen. Nicht zuletzt fordert Human Rights Watch eine Erklärung der NATO für die hohe Zahl an zivilen Opfern, obwohl bei dem Mandat ausschließlich militärische Ziele bombardiert werden durften. Einige Luftangriffe der NATO in Libyen seien nicht gänzlich nachzuvollziehen, so Fred Abrahams, der Autor des Berichts. So zum Beispiel Angriffe auf zwei Wohnhäuser in der Stadt Majer, in deren Nähe sich keine militärischen Ziele befinden. Dabei kamen im Mai 2011 über 30 Menschen ums Leben.

Eigene Untersuchungen zu den zivilen Opfern in Libyen wurden von der NATO bisher nicht unternommen. Eine Sprecherin des Militärbündnisses erklärte anlässlich des Berichts von HRW, man habe während des Einsatzes in Libyen alles dafür getan, um das Risiko für die Zivilisten so gering wie möglich zu halten. Bei einem so groß angelegten Einsatz wie in Libyen sei jedoch immer ein Restrisiko vorhanden. Innerhalb von sieben Monaten waren in Libyen zwischen April und Oktober des vergangenen Jahres 26.000 Luftangriffe auf 6000 Ziele geflogen worden.