Die UNESCO appelliert an den Präsidenten der Demokratischen Republik Kongo, die Förderung von Öl im Virunga Nationalpark zu verhindern. Der im Osten des Landes gelegene Nationalpark ist eines der letzten Rückzugsgebiete für die vom Aussterben bedrohten Berggorillas. Zwei britische Ölkonzerne haben im Juni Lizenzen für die Exploration von Erdöl in dieser Region erworben und wollen trotz des Schutzstatus des Parks dort Bohrungen durchführen.
Der kulturelle Arm der Vereinten Nationen, die UNESCO, hat versucht, mit einem Schreiben an den Präsidenten der Demokratischen Republik Kongo, Joseph Kabila, darauf hinzuwirken, dass es im Virunga Nationalpark zu keiner Öl-Förderung kommt. Die Chefin der UNESCO, Irina Bokova forderte in dem Schreiben vom Präsidenten eine Garantie, die sicherstellt, dass der im Osten des Landes gelegene Nationalpark von Ölbohrungen verschont bleibt.
SOCO International und Dominion Petroleum, zwei in Großbritannien gelistete, internationale Ölkonzerne haben im Juni die Rechte am Block 5 des ostkongolesischen Albertine-Grabens erworben. In diesem Gebiet liegt auch der Virunga Nationalpark, der eine der letzten Zufluchtsstätten für die seltenen Berggorillas ist. Der Lebensraum der einzigartigen Tiere ist schon jetzt vielfach bedroht, da der Ostkongo vielen Rebellentruppen als Rückzugsgebiet dient.
Irina Bokova warnte Kabila vor den „extrem schädlichen Konsequenzen“, die Ölbohrungen in der Region verursachen würden. Naturschutzorganisationen, wie das kongolesische Institut zum Schutz der Natur (ICCN) weisen außerdem darauf hin, dass derlei Aktivitäten sogar gesetzeswidrig wären. Die Gesetzgebung des Landes verbietet die Exploration von Mineralien und anderen Bodenschätzen in Nationalparks. Die ICCN stellte darüber hinaus bei Nachforschungen fest, dass die gesetzlich vorgeschriebene und von der SOCO durchgeführte Umweltverträglichkeitsprüfung keinerlei Hinweis darüber enthält, dass das geprüfte Gebiet ein Nationalpark ist.
Die involvierten Ölkonzerne SOCO und Dominion wollen noch in diesem Jahr mit der seismischen Untersuchung des Gebietes beginnen und planen innerhalb von drei Jahren mit der Förderung zu beginnen. Bereits die seismischen Untersuchungen, für die Sprengungen mit Dynamit durchgeführt werden müssten, könnten das Ökosystem beeinträchtigen.
Karten der Unternehmen, die der Nachrichtenagentur Reuters vorliegen, zeigen, dass sich durch den gesamten Nationalpark ziehen und bereits erste Teams vor Ort angelangt sind. Roger Cagle, der stellvertretende Geschäftsführer von SOCO sieht in der geplanten Ölförderung im Virunga Nationalpark kein Problem, solange alles „korrekt“ durchgeführt wird. Zur Begründung verwies er darauf, dass ihr Partner, Dominion, bereits in Uganda im Queen Elizabeth Nationalpark aktiv ist.
Cagle verwies darauf, dass seine Firma für die Exploration gezahlt habe und dass SOCO außerdem die Sicherheit in der Region verbessern würde. Die kongolesische Regierung hat sich bisher noch nicht zu dem Thema geäußert. Dafür haben mittlerweile die Weltbank und andere Geberorganisationen angekündigt, die UNESCO in ihrem Anliegen zu unterstützen.
Im Virunga Nationalpark leben nicht nur die vom Aussterben bedrohten Berggorillas, sondern auch Schimpansen, Löwen, Elefanten und viele sehr seltene Zugvögel, die jährlich hier überwintern.