Am 17. Februar 2011 kam es in Bengasi zum ersten Mal zu einer Massenkundgebung gegen Muammar Gaddafi, der damals schon seit 42 Jahren in Libyen geherrscht hatte. Heute trafen sich die Menschen auf dem Platz der Freiheit und an vielen anderen Orten des Landes wieder auf der Straße um den ersten Jahrestag der Revolution zu feiern, die dazu geführt hat, dass nach acht Monaten, im Oktober vergangenen Jahres, der Diktator gestürzt wurde. Aber die junge Demokratie ist trotz aller Freude auch gefährdet.
In vielen Städten Libyens sind heute die Menschen auf die Straße gegangen, um den Beginn der Revolution vor einem Jahr zu feiern. Am 17. Februar 2011 war es erstmals in Bengasi, der Hafenstadt, die sich schnell zur Rebellenhochburg im Kampf gegen den Diktator entwickelte, zu Massenprotesten gegen Muammar al Gaddafi gekommen.
Auf dem zentralen Platz der Stadt, der mittlerweile „Platz der Freiheit“ getauft worden ist, schwenkten tausende Menschen die neue Nationalflagge, zündeten Feuerwerkskörper, reckten ihre Hände mit Victory-Zeichen in die Luft, fuhren hupend durch die Straßen und riefen Freudenparolen. Auch in der Hauptstadt Libyens, in Tripolis und in vielen anderen Städten feierten die Menschen voller Freude.
Die Übergangsregierung hat aus Respekt vor den tausenden Opfern, die der Freiheitskampf gefordert hat, keine offiziellen Feierlichkeiten auf nationaler Ebene ausgetragen. Es wird jedoch erwartet, dass der Vorsitzende des Nationalen Übergangsrates, Abdel Jalil, in Bengasi an der Freudenfeier teilnehmen wird.
Als vor einem Jahr erstmals die Massen in Libyen aus Protest gegen die Herrschaft Muammar Gaddafis auf die Straßen gingen, versuchte der Machthaber die Proteste im Keim zu ersticken. Die Bewegung wuchs allerdings sehr schnell und die Revolution wurde zu einem blutigen Kampf, den Gaddafi und seine getreuen bis zum Äußersten trieben. Mit der militärischen Unterstützung der NATO gelang es den Aufständischen Tripolis einzunehmen und nach acht Monaten schließlich auch, Gaddafi zu finden. Direkt nach seiner Aufgreifung im Oktober wurde Gaddafi getötet.
Die großen Freudenfeiern heute können nicht darüber hinwegtäuschen, dass das neue Libyen mit einer Vielzahl von Problemen zu kämpfen hat. Das drängendste ist vielleicht der mangelnde Einfluss der Übergangsregierung, der ein Machtvakuum erzeugt, welches von den vielen bewaffneten Milizen ausgefüllt wird, die zwar ihre Loyalität bekundet haben, aber doch relativ autonom agieren und drohen, das Land zu destabilisieren.
Im Juni sollen Wahlen abgehalten werden, um wieder für klare Strukturen zu sorgen, es bestehen aber Sorgen, dass einige Milizen an ihrer neu gewonnen Macht festhalten könnten. Bis dahin setzt der Nationale Übergangsrat alles daran, die staatlichen Strukturen in einem Land aufrecht zu erhalten, das von Waffen überflutet ist, in dem die Infrastruktur stark unter den Kämpfen gelitten hat und in dem die Öleinnahmen Begehrlichkeiten wecken.