Einige der Ältesten in der belagerten Küstenstadt Sirte sollen Kontakt mit einem Befehlshaber der Truppen des Nationalen Übergangsrates aufgenommen haben. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, sollen die Gaddafi-treuen Kämpfer in der Stadt sicheres Geleit für die Familien und die bewaffneten Kämpfer fordern. Während die Befehlshaber im Westen das Angebot überdenken, kommt es im Osten der Stadt weiter zu kämpfen.
Ein libyscher Befehlshaber, der einen Teil des Angriffes auf die Heimatstadt des libyschen Diktators Muammar Gaddafi, Sirte, befehligt, hat heute bekannt gegeben, dass er in telefonischen Kontakt mit den Ältesten innerhalb der Stadt steht und über einen Waffenstillstand verhandelt. Ein anderer Kommandeur, der von Osten her auf die Stadt marschiert lehnte Verhandlungen jedoch ab.
Die Küstenstadt Sirte ist neben Bani Walid die letzte große Bastion der Gaddafi-treuen Truppen. Seit Tagen leisten diese mit Heckenschützen und Raketenangriffen heftigen Widerstand gegen den Vormarsch der Rebellentruppen. Ein früheres Ultimatum an die in der Stadt verschanzten Kämpfer zur Niederlegung der Waffen war ungenutzt verstrichen und viele Beobachter fürchten seitdem, dass es zu einem zermürbenden Häuserkampf kommen könnte.
Touhami Zayani, der Befehlshaber der El-Farouk Brigade, die an den westlichen Ausläufern der Stadt stationiert ist, bestätigte der Nachrichtenagentur Reuters, dass ein älteres Mitglied des Gaddafi-Stammes, das er nicht identifizieren konnte, ihn per Satellitentelefon konaktiert habe.
Der Mann habe darum gebeten, dass die Familien und Milizionäre die Stadt kampflos verlassen dürfen. Zayani erklärte, dass er seine Zustimmung dazu gegeben habe, dass die Familien des Gaddafi-Stammes, die einen Großteil der Bevölkerung in Sirte ausmachen, die Stadt verlassen dürften. Über den Verbleib der Gaddafi-treuen Kämpfer werde noch verhandelt.
Während im Westen der Stadt verhandelt wird, kommt es im Osten immer noch zu Zusammenstößen zwischen den beiden Lagern. Die Einnahme der Heimatstadt Gaddafis würde einen wichtigen symbolischen Sieg bedeuten und die Macht der Nationalen Übergangsregierung deutlich festigen.
Für die neue Regierung ist es wichtig, die Kämpfe möglichst schnell zu einem Ende zu bringen und den Prozess des Wiederaufbaus einzuleiten. Humanitäre Organisationen schlagen bereits Alarm wegen der miserablen Lebensbedingungen für die Zivilbevölkerung. Der Aufenthaltsort Muammar Gaddafis, der 42 Jahre in Libyen an der Macht war, bleibt derweil weiter unbekannt. Gaddafi wird mit internationalem Haftbefehl gesucht und wurde seit Monaten nicht in der Öffentlichkeit gesehen.