Die Regierung der Republik Kongo ruft nach Hilfe, nachdem im Land ein Polio-Ausbruch bereits mehr als 100 Menschen das Leben gekostet hat und viele Erkrankte Lähmungen davon getragen haben. Eine landesweite Impfkampagne, die von der WHO und Unicef unterstützt wird, soll eine weitere Ausbreitung verhindern. Der Virus stammt vermutlich aus Angola, wo bereits seit Monaten vermehrt Fälle der Krankheit gemeldet werden.
In der Republik Kongo hat ein Polio-Ausbruch bereits mehr als 100 Todesopfer gefordert. Nach Auskunft der Behörden vor Ort sind außerdem mehrere hundert Menschen durch die Krankheit gelähmt worden. Die überwältigende Zahl der Opfer stammt aus der Wirtschaftsmetropole und Hafenstadt Pointe-Noire sowie den umliegenden Regionen. In der Republik Kongo liegt der letzte bekannte Polio-Ausbruch mehr als zehn Jahre zurück.
Poliomyelitis (kurz: Polio) wird im Deutschen auch als Kinderlähmung bezeichnet, weil in der Regel primär Kinder von der Krankheit betroffen sind. Der Virus greift das Nervensystem an und führt zu Lähmungen oder – wenn er unbehandelt bleibt – zum Tod. Der in der Republik Kongo kursierende Virus wurde vermutlich aus Teilen Angolas eingeschleppt und zeichnet sich dadurch aus, dass er auch ältere Menschen angreift. Von den über 100 Opfern war ein Großteil männlich und über 15 Jahre alt. Experten vermuten, dass Frauen und Mädchen durch den engen Kontakt mit bereits geimpften Babys eine teilweise Immunisierung erlangt haben.
Die Regierung in der zentral gelegenen Hauptstadt Brazzaville spricht von einem dringenden Notfall und möchte die gesamte Bevölkerung mit einer dreimaligen Schluckimpfung immunisieren. Unterstützt werden soll sie hierbei von der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Unicef und dem US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention . Der bei der WHO für die weltweite Ausrottung der Polio zuständige Direktor, Dr. Bruce Aylward, sprach davon, dass es in Pointe-Noire zwei Krankenhäuser gibt, in denen sich die Todesfälle und Lähmungen häufen.
Die landesweite Impfkampagne soll deshalb bereits am morgigen Freitag in Pointe-Noire und der angrenzenden Region Kouilou starten. Auch in der nahegelegenen angolanischen Enklave Cabinda sollen Impfungen durchgeführt werden. Bislang werden 1,7 Millionen Schluckimpfungen von Unicef im Land bereitgehalten. Weitere fünf Millionen Einheiten sollen bis Ende der Woche aus einem Vorratslager in Dänemark in die Republik Kongo gebracht werden.
Weltweite Kampagnen haben seit den 1980er Jahren die Kinderlähmung stark zurückgedrängt. Lediglich in Afrika und Teilen Asiens tritt die Krankheit noch in größeren Maßstäben auf. Mit Hilfe von einfachen Schluckimpfungen kann Polio effektiv bekämpft und lebenslange Lähmungen verhindert werden.