Lange Zeit hat Kenia tatenlos zugeschaut, wie al-Shabaab Milizen aus Somalia immer wieder Grenzüberschreitungen begangen haben. Nachdem es in den letzten Monaten auch zu mehreren Entführungen durch die radikal-islamistische Gruppe in Kenia kam, hat das Land vor zwölf Tagen Truppen nach Somalia entsandt. Die somalische Regierung unterstützt den Vorstoß gegen die al-Shabaab Milizen, die große Teile Somalias unter ihrer Kontrolle haben.
Seit zwölf Tagen führen kenianische Truppen eine Offensive gegen die in Somalia aktiven, radikal-islamistischen al-Shabaab Milizen, die in den vergangenen Monaten immer wieder für Entführungen von Hilfsmitarbeitern und Touristen in Kenia sowie zahlreiche Grenzübergriffe entlang der gemeinsamen Grenze verantwortlich gemacht worden sind. Da die Militäraktion auf somalischem Territorium stattfindet gab es in den letzten Tagen Verwirrungen darüber, ob die Regierung Somalias die Verletzung der staatlichen Souveränität akzeptiert.
Der somalische Präsident hat am Montag zunächst Zweifel aufkommen lassen, ob die Regierungstruppen die Offensive unterstützen. Premierminister Abdiweli Mohamed Ali erklärte nun in einem Interview, dass Somalia die Militäraktion unterstütze, auch wenn es vorher keine Absprachen über eine derartige Offensive gegeben habe. Der Premierminister betonte, dass Kenia aufgrund der erfolgten Übergriffe der al-Shabaab das Recht habe, die Milizen auch in Somalia zu verfolgen.
Er stellte aber auch klar, dass das somalische Militär zu jeder Zeit die Führung über alle Militäraktionen haben muss, die auf somalischen Boden stattfinden. Die kenianischen Einheiten haben bisher zahlreiche Dörfer entlang der Grenze eingenommen, zu größeren Gefechten mit den al-Shabaab Kämpfern ist es aber noch nicht gekommen. Diese haben sich weiter ins Landesinnere zurückgezogen und besetzen dort strategisch wichtige Stellungen.
Die radikal-islamistischen Rebellen, die mit al-Qaeda in Verbindung stehen sollen, haben derweil zu weiteren Anschlägen in Kenia aufgerufen. Über viele Monate hat die kenianische Regierung nichts gegen die Aktivitäten der Milizen entlang der nordöstlichen Grenze unternommen. Die jüngsten Entführungen von westlichen Touristen gefährden allerdings die Entwicklung der lukrativen Tourismusbranche und die zahlreichen Grenzüberschreitungen stellen eine Gefährdung für die knapp 500.000 somalischen Flüchtlinge dar, die entlang der Grenze von Hilfsorganisationen in Auffanglagern versorgt werden.
Erst heute kam es wieder zu einem Angriff auf ein Fahrzeug nahe der somalischen Grenze, der vermutlich auch von al-Shabaab Milizen ausgeführt wurde. Dabei wurden die vier Insassen des Autos getötet. Das kenianische Militär ist mittlerweile vor Ort. In den nächsten Tagen sollen auch noch weitere Truppen nach Somalia geschickt werden, um die Offensive zu verstärken.