Nigeria: Große Zeremonie zur Amtseinführung von Jonathan Goodluck

nigeria.gif Am Sonntag findet in Nigerias Hauptstadt Abuja die Amtseinführung des Präsidenten Jonathan Goodluck statt. Duzende hochrangige Politiker aus aller Welt sind zu diesem Anlass nach Nigeria gereist. Auch die USA und Großbritannien sind mit Delegationen vertreten. Die 800 Opfer der brutalen Übergriffe im muslimischen Norden nach der Wahl scheinen vor diesem Großevent in Vergessenheit zu geraten.

Die Präsidentschaftswahl in Nigeria vom 16. April hat Schätzungen zufolge mindestens 800 Todesopfer gefordert. Moscheen im islamischen Norden des Landes wurden niedergebrannt, ganze Städte wurden angegriffen und Familien vertrieben. Besonders betroffen war die Stadt Kafanchan. Die Menschen dort berichten von regelrechten Massakern, die im Anschluss an den Wahlsieg des amtierenden Präsidenten Nigerias Jonathan Goodluck an den Bewohnern verübt wurden. Allein hier beläuft sich die Zahl der Toten auf mehrere hundert. Bis heute verstecken sich zahlreiche Menschen vor den Übergriffen radikaler Christen tagsüber in öffentlichen Gebäuden. Von Normalität kann auch Wochen nach der Präsidentschaftswahl dort keine Rede sein.

Umso schwerer muss der heutige Sonntag für die Menschen in Kafanchan und den anderen Städten und Dörfern sein, die von den Übergriffen betroffen waren, die die Wahl begleiteten. Denn heute wird Jonathan Goodluck für vier Jahre das Amt des Präsidenten antreten. Goodluck war im Februar 2010 nach dem plötzlichen Tot von Umaru Yar’Aduas vom Parlament in Nigeria vorübergehend zum Staatsoberhaupt ernannt worden. Durch die Wahl wurde Goodluck mit rund 60 % der Wählerstimmen nun in diesem Amt bestätigt. Die offizielle Amtseinführung findet am Sonntag in festlichem Rahmen in Nigerias Hauptstadt Abuja statt. Nicht weniger als 50 Staatsoberhäupter und hohe Abgesandte aus aller Welt haben sich zu diesem Großereignis angekündigt.

Auch Großbritannien und die USA haben Delegationen nach Nigeria geschickt, um der Amtseinführung von Jonathan Goodluck beizuwohnen. Der britische Minister Henry Bellingham bezeichnete die Präsidentschaftswahl in Nigeria in der Zeitschrift LEADERSHIP WEEKEND als die fairste und transparenteste Wahl seit vielen Jahren. Er beglückwünschte die nigerianische Bevölkerung zu ihrem neuen Präsidenten, von dem er glaubt, dass dieser die demokratischen Grundsätze in Nigeria durchsetzen wird.

Die Wahlversprechen des aus dem christlichen Süden stammenden Goodluck lassen Hoffnungen in diese Richtung wachsen. Dennoch steht er vor enormen Herausforderungen als Staatsoberhaupt Nigerias. Nicht nur der Konflikt zwischen dem muslimischen Norden und dem christlich geprägten Süden bedarf einer Lösung, auch im ölreichen Nigerdelta gibt es immer wieder blutige Auseinandersetzungen um die wertvollen und vor allem einträglichen Ressourcenvorkommen. Auch Korruption, Klientelismus und Amtsmissbrauch gelten bisher als Charakteristika der nigerianischen Führungsriege.

Die Amtseinführung am Sonntag könnte bereits zur ersten großen Herausforderung für den Präsidenten werden. Anhänger der islamistischen Bewegung Boko Haram haben für diesen Tag bereits mit Anschlägen gedroht. Und auch die Opfer der blutigen Übergriffe nach der Wahl im April fordern Aufklärung und Gerechtigkeit der an ihnen begangenen Verbrechen.