Truppen Alassane Ouattaras haben in einem schnellen Vormarsch weite Teile des Landes eingenommen, darunter auch die wichtige Hafenstadt San Pedro. Die Soldaten Laurent Gbagbos haben sich derweil nach Abidjan zurückgezogen, die Wirtschaftsmetropole des Landes, auf welche Ouattaras Truppen nun zumarschieren. Ob Gbagbo es zu einem blutigen Häuserkampf kommen lässt oder vorher doch noch einlenkt, ist derzeit nicht absehbar.
Seit mehreren Tagen sind Truppen aus dem Norden der Elfenbeinküste auf dem Vormarsch nach Süden und stehen nun vor den Toren der südöstlich gelegenen Wirtschaftsmetropole des Landes, Abidjan. Die Soldaten, die Alassane Ouattara treu ergeben sind, haben zuvor auch die wichtige Hafenstadt San Pedro im Südwesten des Landes eingenommen und das Militär, welches loyal hinter Laurent Gbagbo steht, nach Abidjan zurückgedrängt.
Laurent Gbagbo hat sich im Vorfeld der Kämpfe die Appelle und Vermittlungsversuche der Afrikanischen Union und des Westens ignoriert und weiter am Präsidentenamt festgehalten, obwohl er Ende letzten Jahres in einer von der UN überwachten Stichwahl gegen den Herausforderer Alassane Ouattara verloren hatte. Um den Druck auf Gbagbo weiter zu erhöhen, haben auch die Vereinten Nationen mittlerweile ein Reiseverbot gegen den Machthaber verhängt und die Sperrung seiner Konten veranlasst; vergleichbare Schritte hatten zuvor bereits die USA und die Europäische Union eingeleitet.
Ob es den Truppen Ouattaras gelingt, mit dem vor einigen Tagen gestarteten schnellen Vorstoß Gbagbo aus dem Land zu vertreiben ist derzeit noch unklar. Dafür spricht, dass Gbagbos Armeechef, General Philippe Mangou, in der südafrikanischen Botschaft in Abidjan Zuflucht gesucht hat, was als schwerer Rückschlag für Gbagbo zu werten ist. Außerdem ist es den Unterstützern Ouattaras gelungen, von der Machtbasis im Norden des Landes aus, innerhalb kürzester Zeit an drei Fronten gleichzeitig nahezu das gesamte Land einzunehmen.
Strategisch wichtig war hierbei die Einnahme San Pedros, dem zweitwichtigsten Exporthafen der Elfenbeinküste, über den die Hälfte der jährlichen Kakaoernte exportiert wird. Einwohner in der Stadt bestätigten, dass Truppen Ouattaras die Straßen kontrollieren und die Lage nun insgesamt wieder ruhig sei.
Kritisch ist zur Zeit jedoch noch die Lage in der Wirtschaftsmetropole Abidjan. Dorthin haben sich die meisten Truppen Gbagbos zurückgezogen und dort haben sich auch viele Jugendliche den als sehr gewaltbereit verrufenen „Jungen Milizionären“ angeschlossen, welche den alten Machthaber unterstützen. Sie werden mit antifranzösischer, ausländerfeindlicher und anti-UN Propaganda aufgeheizt und seit einigen Tagen verteilt das Militär offen Waffen an diesen Personenkreis.
Allein aus Abidjan sind offiziellen Zahlen der Vereinten Nationen zufolge bereits über eine Millionen Menschen geflohen, in Wahrheit dürften es noch weitaus mehr sein. Ob Gbagbo in letzter Sekunde noch ein Blutbad verhindert oder ob er Ouattaras Truppen in einen zähen Häuserkampf verwickelt, ist im Moment völlig offen.