Der äthiopische Premierminister Meles Zenawi ist im Alter von 57 Jahren in einem belgischen Krankenhaus gestorben. Zenawi war 21 Jahre lang der mächtigste Mann Äthiopiens und sein Tod hinterlässt eine große Lücke auf der politischen Bühne des ostafrikanischen Landes. Der Regierungschef hatte während seiner Amtszeiten die Wirtschaft gestärkt, den Kampf gegen den Terrorismus vorangetrieben, aber auch die Meinungsfreiheit stark eingeschränkt.
Äthiopiens langjähriger Premierminister Meles Zenawi ist in der Nacht auf Dienstag im Alter von 57 Jahren gestorben. Zenawi, der sich seit zwei Wochen zur Behandlung in einem Krankenhaus in Brüssel aufhielt, erlag ersten Berichten zufolge einer „spontanen Infektion“. Der Premierminister war in den vergangenen Dekaden die zentrale Person in der äthiopischen Politik.
Zenawi gelang 1991 an die Macht, als er den kommunistischen Diktator Mengistu Haile Mariam aus dem Amt verdrängte. Bis zu den umstrittenen Wahlen im Jahr 1995 war er Präsident der Übergangsregierung und seitdem durchgehend Premierminister des ostafrikanischen Landes. Fast die Hälfte der jungen Bevölkerung hat nie einen anderen Premierminister erlebt.
Während seiner Amtszeit gelang es dem Regierungschef, das Land zu stabilisieren und die Wirtschaftskraft sukzessive zu steigern. Darüber hinaus entsandte Zenawi wiederholt Truppen in das benachbarte Somalia, um dort die radikal-islamistischen al-Shabaab Miliz zu bekämpfen, die einen Großteil des fragilen Staates kontrolliert. Für die USA und andere westliche Länder wurde Äthiopien unter dem Premierminister zu einem wichtigen Verbündeten im Kampf gegen den internationalen Terrorismus am Horn von Afrika.
Während seiner gut zwei Jahrzehnte dauernden Schaffenszeit wurde Zenawi aber auch häufig kritisiert. Internationale Organisationen und die Opposition im eigenen Land kritisierten wiederholt die Missachtung fundamentaler Menschenrechte und die Einschränkung der Meinungsfreiheit. Insbesondere seit den Wahlen 2005, nach deren umstrittenen Ausgang es zu blutigen Unruhen mit mindestens 200 Toten kam, wuchs die Medienzensur, die Unterdrückung der Opposition sowie die Kritik eben dieser an den repressiven Methoden Zenawis.
Seit über einem Monat gab es immer wieder Spekulationen über den Gesundheitszustand des nun verstorbenen Premierministers, da er damals seine Teilnahme an einem Treffen der Afrikanischen Union im eigenen Land ohne Nennung von Gründen absagte. Zum selben Zeitpunkt gab Zenawi bekannt, bei den kommenden Wahlen 2015 nicht wieder für ein Regierungsamt zu kandidieren. Von offizieller Seite wurde die Krankheit Zenawis und auch sein Aufenthalt in einem belgischen Krankenhaus bis zuletzt nicht bestätigt.