Ägypten: Wieder Proteste in Kairo

aegypten.gif In Ägyptens Hauptstadt Kairo kam es am Freitag erneut zu gewaltsamen Ausschreitungen. Aktivisten eines Protestcamps lieferten sich vor den Regierungsgebäuden in der Innenstadt Straßenschlachten mit den Sicherheitskräften, die versuchten, ihr Lager aufzulösen. Mindestens acht Menschen sollen dabei ums Leben gekommen sein, hunderte weitere wurden verletzt.

Mindestens acht Menschen sollen am Freitag in Ägyptens Hauptstadt Kairo bei Ausschreitungen zwischen Demonstranten und der Polizei getötet worden sein. Fast 300 Menschen mussten mit Verletzungen ins Krankenhaus gebracht werden. Ort des Geschehens war das Stadtzentrum, wo etwa 150 Aktivisten vor dem Sitz der Regierung vor drei Wochen ein Protestlager errichtet hatten. Am Freitagvormittag waren offenbar Bilder eines von Gewalt gezeichneten Aktivisten in Umlauf gekommen, der nach eigenen Angaben von der Militärpolizei verhaftet und misshandelt worden war. Die Demonstranten begannen daraufhin, die Soldaten vor dem Regierungsgebäude mit Steinen zu bewerfen.

Die Sicherheitskräfte sollen beim Versuch das Lager zu räumen zunächst mit Schlagstöcken gegen die Protestler vorgegangen sein und deren Zelte zerstört haben. In Anbetracht der Berichte, in denen von erschossenen Demonstranten die Rede ist, liegt die Vermutung nahe, dass auch Schusswaffen in Gebrauch genommen wurden. Auch Augenzeugen berichten von Toten und Verletzten mit Schusswunden. Die Protestler ihrerseits sollen neben Steinen auch mit Brandtbomben geworfen haben. Die Situation eskalierte, als hunderte weitere Menschen den Demonstranten im Protestlager zu Hilfe eilten. Autos und Gebäude wurden in Brandt gesteckt. Die Sicherheitskräfte sollen außerdem Wasserwerfer gegen die Demonstranten und deren Unterstützer eingesetzt haben. Des Weiteren wurde die Menge von den Soldaten offenbar mit Beton- und Glasstücken von den Dächern der umliegenden Gebäude aus beworfen.

Die Aktivisten hatten das Protestcamp vor drei Wochen errichtet, um gegen die Militärregierung zu demonstrieren. Sie verlangen eine unmittelbare Abgabe der Macht in Ägypten an eine zivile Regierung. Konkret wollen die Aktivisten durch ihren Sit-in im Stadtzentrum verhindern, dass die Übergangsregierung um den Ministerpräsidenten Kamal al-Gansuri, der vor Kurzem vom Militärrat eingesetzt worden ist, in den Kabinettsgebäuden seine Arbeit aufnehmen kann. Der Militärrat übernahm nach dem Sturz des Diktators Hosni Mubarak im Februar die Regierungsgeschäfte in Ägypten. Derzeit wird dort ein neues Parlament gewählt.