Bashir: Abyei könnte zu erneuten Konflikten führen

sudan1.gifSudans Präsident Omar al-Bashir warnt davor, dass die von Nord- und Südsudan beanspruchte Grenzregion Abyei zu erneuten Konflikten zwischen den beiden Ländern führen könnte. Der sudanesische Präsident sprach sich dafür aus, äthiopische Soldaten zur Grenzsicherung in die Region zu holen. Das Militär des Sudan hält die Region seit Mai besetzt.

Sudans Präsident Omar Hassan al-Bashir hat davor gewarnt, dass die umstrittene Grenzregion Abyei zu erneuten Spannungen zwischen seinem Land und dem am Samstag unabhängig gewordenen Südsudan führen könnte. Der genaue Grenzverlauf zwischen den beiden Ländern ist noch nicht geklärt und besonders in der Abyei-Region kam es in der Vergangenheit wiederholt zu kämpfen zwischen dem Norden und dem Süden.

In einem Interview mit der britischen BBC forderte Bashir, dass die UN-Peacekeeper sich aus der Grenzregion zurückziehen, da es ihnen nicht gelungen sei, den Frieden in der Region zu bewahren. Er befürworte aber ein Angebot Äthiopiens, welches auch vom Sicherheitsrat der Vereinten Nationen unterstützt wird, 4.200 äthiopische Soldaten zur Gewährleistung des Friedens in der Region einzusetzen. Die äthiopischen Truppen werden von beiden Seiten akzeptiert und seien, im Gegensatz zu den UN-Truppen, dazu fähig, die Einhaltung der Abkommen sicherzustellen, erklärte Bashir.

Am 21. Mai sind Panzer und Infanterieeinheiten aus dem Sudan in der Abyei-Region einmarschiert und halten seitdem das Gebiet besetzt. Schätzungsweise 170.000 Menschen flohen aus Abyei und den angrenzenden Gebieten Blue Nile State und South Kordofan vor den Kämpfen Richtung Süden. Bashir kündigte an, seine Truppen aus der Region zurückzuziehen, sobald die äthiopischen Soldaten dort ankommen.

Nord- und Südsudan haben sich vergangenen Monat in einem Abkommen darauf geeinigt, eine 20 Kilometer breite entmilitarisierte Pufferzone entlang der Grenze zu etablieren – ein schwieriges Unterfangen solange der genaue Grenzverlauf noch nicht festgelegt ist. Auf die Frage, ob der Abyei-Konflikt zu einem Krieg mit dem Südsudan führen könnte, antwortete der sudanesische Präsident, dass sie den Sudan geteilt hätten, um Frieden zu erlangen und dass beide Seiten daher auch ein Interesse daran hätten, diesen Frieden zu erhalten. Gleichzeitig warnte Bashir aber auch vor neuer Gewalt, sollte der Südsudan sich nicht and die getroffenen Vereinbarungen halten.

Obwohl der Südsudan seine Unabhängigkeit proklamiert hat, gibt es noch immer eine Menge offene Fragen zwischen den seit langem verfeindeten Brüderstaaten. Außer um den genauen Grenzverlauf und die Zugehörigkeit der Abyei-Region geht es auch um die Verteilung der Erdöl-Einnahmen, die einen Großteil der Einnahmen beider Länder darstellen. Während die Erdölfelder fast alle nun auf dem Staatsgebiet des Südsudan liegen, führen die Pipelines von den Feldern alle durch den Sudan bis zum Roten Meer. Eine Einigung ist daher für beide Seiten unerlässlich, konnte bisher allerdings noch nicht erzielt werden.