Charles Taylor, der Ex-Präsident von Liberia, wurde in der vergangenen Woche vor einem Sondertribunal der UN schuldig gesprochen, für die Kriegsverbrechen in Sierra Leone mitverantwortlich zu sein. Die Anklage fordert nun 80 Jahre Haft für den 64-jährigen. Dass Taylor direkt an den Gräueltaten beteiligt gewesen war und Befehle zu Kriegsverbrechen gegeben hat, konnte vor Gericht nicht nachgewiesen werden.
Der frühere Präsident von Liberia, Charles Taylor, wurde im Kriegsverbrecherprozess vor einem Sondertribunal der Vereinten Nationen in der vergangenen Woche für schuldig befunden, an den Verbrechen beteiligt gewesen zu sein, die während des Bürgerkrieges in Sierra Leone begangen wurden. Bis Ende Mai soll das Strafmaß festgelegt werden. Die Chefanklägerin des Strafgerichtshofes, Brenda Hollis, forderte 80 Jahre Haft für Charles Taylor. Seine Strafe wird er voraussichtlich in einem Gefängnis in Großbritannien absitzen, da die Regierung der Niederlande zwar Raum für Kriegsverbrecherprozesse gibt, die Verurteilten jedoch nicht in den eigenen Strafvollzugsanstalten haben möchte.
Der 64-jährige Taylor ist der erste ehemalige Präsident seit den Nürnberger Prozessen, der von einem internationalen Gericht verurteilt worden ist. Er wurde im März 2006 in Nigeria festgenommen, wohin er sich nach dem Bürgerkrieg in Liberia ins Exil geflüchtet hatte. Im Juni des folgenden Jahres wurde der Prozess gegen Taylor in einem Sondertribunal für Sierra Leone in den Niederlanden eröffnet. In seinen Stellungsnahmen vor Gericht bezeichnete sich Taylor selbst als nicht schuldig in allen Anklagepunkten.
Das Tribunal in Leidschendam in der Nähe von Den Haag sah es als erwiesen an, dass Taylor an den Kriegsverbrechen im Nachbarland Liberias mitverantwortlich sei. Zwischen 1991 und 2002 wurden im Bürgerkrieg in Sierra Leone mindestens 120.000 Menschen getötet.
Taylor wurde in insgesamt elf Anklagepunkten schuldig gesprochen, darunter Vergewaltigung und Mord in Zusammenhang mit dem Bürgerkrieg in Sierra Leone. Taylor hatte die Rebellenbewegung „Revolutionary United Front“ (RUF), die in Sierra Leone zehntausende Menschen brutal ermordete, unter anderem mit Waffen unterstützt. Im Gegenzug soll er mit sogenannten Blutdiamanten versorgt worden sein. Eine Hauptschuld Taylors an den Verbrechen konnte vor Gericht jedoch nicht nachgewiesen werden. Daher wurde der Ex-Präsident Liberias lediglich wegen Beihilfe zu Kriegsverbrechen verurteilt und nicht als Hauptdrahtzieher und Initiator der Gräueltaten, die in Sierra Leone verübt worden waren.