Zusammenstöße zwischen Polizei und koptischen Christen in Ägypten

aegypten.gifIn Ägyptens Hauptstadt, Kairo, kam es zu schweren Zusammenstößen zwischen koptischen Christen und der Polizei, nachdem der Bau einer Kirche von den Behörden gestoppt worden war. Die Polizei ging gegen die mit Steinen und Brandbomben bewaffneten Demonstranten mit Tränengas vor. Bei den Auseinandersetzungen kam ein Mann ums Leben und Dutzende wurden verletzt.

In Ägypten ist es zu schweren Zusammenstößen zwischen Polizisten und hunderten gewaltbereiten koptischen Christen gekommen. Die Demonstranten warfen mit Steinen und Molotowcocktails auf die Sicherheitskräfte, die wiederum mit Steinen und Tränengas antworteten. Bei den Auseinandersetzungen wurde ein 19-jähriger Mann getötet und 35 Personen verletzt.

Zu den zunächst friedlichen Protesten in Kairo, an denen bis zu 3.000 Menschen teilnahmen, kam es, nachdem die Behörden im Stadtviertel Giza den Bau einer Kirche gestoppt hatten. Die Stadtverwaltung der ägyptischen Hauptstadt wirft der christlichen Minderheit in Giza vor, ohne gültige Genehmigung den Bau der Kirche voranzutreiben. Die koptischen Christen behaupten ihrerseits, über alle notwendigen Genehmigungen zu verfügen und fühlen sich deshalb diskriminiert.

In dem nordafrikanischen Land sind etwa zehn Prozent der insgesamt knapp 85 Millionen Menschen Christen. Die absolute Mehrheit der Bevölkerung hängt dem Islam an. Die islamischen Autoritäten der Al Azhar Moschee und der gleichnamigen Universität, die als die höchste religiöse Instanz in Ägypten gelten, riefen die gesamte Bevölkerung dazu auf, sich an das Gesetz zu halten und die nationale Einheit zu wahren. Al Azhar äußerte darüber hinaus sein tiefes Bedauern über die Zusammenstöße und die geschehene Gewalt.

Christliche und muslimische Geistliche in Ägypten beschwören seit Jahren die religiöse Einheit im Land, während die Fakten zunehmend gegen diese Einheit sprechen. Religiöse Auseinandersetzungen 2009 auf 59 registrierte Fälle gestiegen – 2008 waren es nur 24. Häufig kommt es in abgelegenen Regionen zu Auseinandersetzungen zwischen Christen und Muslimen wegen der Landbesitzrechte oder aufgrund interreligiöser Hochzeiten. Der Menschenrechtsaktivist Hossam Bahgat bemängelt auch, dass die Regierung lange Zeit den Fehler begangen hat, den Belangen der christlichen Minderheit Beachtung zu schenken. Das hat bei den koptischen Christen zu dem Gefühl geführt, permanent benachteiligt zu werden.

Die Polizei hat bei den Auseinandersetzungen um die Kirche in Kairo über 100 Menschen festgenommen, das grundlegende Problem ist damit aber nicht gelöst. Ein gleichberechtigtes Nebeneinander oder im Idealfall Miteinander der Religionen zu erreichen bedarf noch langer und kontinuierlicher Arbeit von allen Seiten.