Sudan droht weitere Grenzregionen zu besetzen

suedsudan-s.gifNach der gewaltsamen Besetzung der Abyei-Region vergangene Woche, plant das nordsudanesische Militär nun auch noch zwei weitere, umstrittene Grenzregionen mit Gewalt unter ihre Kontrolle zu bringen. Das geht aus einem Schreiben der militärischen Heeresführung hervor, welches der New York Times vorliegt. Am 9. Juli will der Südsudan sich offiziell für unabhängig erklären und damit Jahrzehnte des Bürgerkriegs hinter sich lassen.

Nur noch wenige Wochen trennen den Südsudan von der lang ersehnten Unabhängigkeit von den nördlichen Landesteilen. Am 9. Juli soll die offizielle Unabhängigkeit erfolgen, die den Südsudan zum jüngsten Land Afrikas machen würde. Doch die Spannungen zwischen Nord- und Südsudan sind groß und noch immer ist der genaue Grenzverlauf umstritten.

Nachdem das Militär letzte Woche bereits in einer groß angelegten Militäraktion die Grenzregion Abyei besetzt hat, plant die Armee des Nordens nun auch noch zwei weitere Grenzregionen unter ihre Kontrolle zu bringen. Aus einem Brief der nordsudanesischen Heeresführung geht hervor, dass die Regionen Blue Nile und Southern Kordofan States in den nächsten Tagen besetzt werden sollen.

Die beiden Regionen haben in dem jahrzehntelangen Unabhängigkeitskampf eine zentrale Rolle gespielt und gehören dem bisherigen Grenzverlauf zufolge bereits zum Nordsudan, der Status ist aber noch umstritten. In beiden Gebieten gibt es zahlreiche bewaffnete Gruppen, die zu einem Großteil Allianzen mit dem Süden pflegen. Während in der Abyei-Region nur wenige hundert Kämpfer des Südsudan stationiert waren, die vor den Truppen aus dem Norden flüchteten, ist die Situation in der Blue Nile Region und den Southern Kordofan States ungleich explosiver.

Es wird geschätzt, dass mehrere zehntausend Kämpfer dort den Süden unterstützen und im Falle einer Besatzung erbittert Widerstand leisten würden, auch wenn die Regierung des Südsudan eine friedliche Lösung anstrebt. Die Regierung hatte zwar vergangene Woche die kriegerischen Handlungen des Nordens in der Abyei-Region scharf verurteilt, eine militärische Intervention als Antwort jedoch ausgeschlossen, um den Unabhängigkeitsprozess nicht zu gefährden.

Die Vereinten Nationen schätzen, dass zwischen 30.000 bis 40.000 Menschen vor den Kämpfen in Abyei geflohen sind. Ursprünglich sollte im Rahmen des Unabhängigkeitsreferendums auch in der Abyei-Region eine Volksabstimmung durchgeführt werden, in welcher die Menschen über die Zugehörigkeit ihrer Region hätten entscheiden sollen. Die Abstimmung scheiterte an organisatorischen Streitigkeiten zwischen Nord- und Südsudan, der Status blieb ungeklärt, der Norden hat nun mit seiner Militäraktion Fakten geschaffen und dadurch eine erneute Eskalation des Konflikts riskiert. In den Regionen Blue Nile und Southern Kordofan States soll ein vage als „Volksbefragung“ bezeichneter Prozess, der bisher nicht zum Abschluss gebracht worden ist, über die Zukunft entscheiden.