In der marokkanischen Wirtschaftsmetropole Casablanca gab es am gestrigen Sonntag bei Zusammenstößen zwischen regierungskritischen Demonstranten und der Polizei mehrere Dutzend verletzte. Inspiriert von den Demokratiebewegungen in der arabischen Welt fordern auch in Marokko viele Menschen mehr Freiheitsrechte. Die Regierung reagiert auf die Proteste mit zunehmender Gewalt.
Am gestrigen Sonntag hat die marokkanische Polizei in Casablanca Proteste von Regierungskritikern mit Schlagstöcken gewaltsam aufgelöst. Bei der Aktion wurden Dutzende Menschen verletzt, so die Organisatoren. Nach Auskunft eines Regierungssprechers seien die Demonstrationen nicht genehmigt gewesen und die Sicherheitskräfte hätten mit ihrem Vorgehen auf provokatives Verhalten der Protestierenden reagiert.
Inspiriert von den Demokratiebewegungen in der arabischen Welt kommt es auch in Marokko seit Februar immer wieder zu Demonstrationen, bei denen die Menschen mehr Freiheitsrechte und mehr Mitsprache fordern. Während die Proteste anfangs weitgehend friedlich verliefen, reagieren die Sicherheitskräfte seit einigen Wochen mit zunehmender Härte auf die regierungskritischen Protestmärsche.
Mounaim Ouihi, einer der Organisatoren der gestrigen Proteste, berichtet, dass sich gestern etwa 15.000 Menschen in Casablanca, dem wirtschaftlichen Zentrum Marokkos, versammelt hätten, um für demokratische Mitsprache, bessere soziale Bedingungen und mehr Stellen zu demonstrieren. Die Polizei habe das Sbata Stadtviertel, in dem die Proteste stattfanden, daraufhin systematisch abgeriegelt, um einen weiteren Zustrom an Unterstützern zu verhindern. Anschließend haben die Sicherheitskräfte mit Schlagstöcken die versammelte Menge gewaltsam auseinandergetrieben, so Ouihi.
Der Regierungssprecher betonte, dass die Veranstaltung nicht genehmigt war und dass die Teilnehmer provokatives Verhalten an den Tag gelegt hätten. Eine nähere Spezifizierung dieses Verhaltens blieb er allerdings schuldig. Nach Auskunft der Regierung soll es am Sonntag außerdem in Casablanca, Fez und der Hauptstadt des Landes, Rabat, Gegenproteste gegeben haben, mit denen die Menschen ihrem Ärger über den wirtschaftlichen Schaden kundtun wollten, den die regierungskritischen Proteste für das Land hätten.
Nach Meinung der marokkanischen Behörden sind die pro-demokratischen Protestbewegungen nur ein Deckmantel für islamistische und linksradikale Gruppen, die Chaos stiften wollen. König Mohammed VI. hat bereits im März demokratische Reformen angekündigt, wie sie von den Demonstranten gefordert werden – die Umsetzung lässt jedoch noch auf sich warten.