Während wöchentliche Samstagsdemonstrationen in Algerien gegen die gegenwärtige Regierung stattfinden, setzen die Studenten ihre Demonstrationen nun auch Werkstags fort. Streiks und Proteste werden organisiert sowie öffentliche Gebäude besetzt.
Die Proteste der Studierenden in Algerien haben bereits am achten Februar begonnen, fast eine Woche bevor die Befürworter der Demokratie aktiv protestierten. Auslöser für die Studentenproteste sind die großen Mängel im Ausbildungssystem und die qualitativ schlechte Lehre an den Universitäten Algeriens. Natürlich konnten Zusammenhänge zwischen den Studierendenprotesten und den regionalen Anti-Regime Protesten festgestellt werden.
Seit den öffentlichen Demonstration in Algier gegen die Regierung vergangenen Samstags, macht es den Anschein, als sei der Schritt in Richtung Demokratie auf den Straßen Algeriens stehen geblieben. Das Hauptziel des Landes scheint derzeit die Schaffung einer Organisation zu sein, die zu regelmäßigen, öffentlichen Protesten aufruft. Das aktive Protestieren der Studenten hält jedoch an und erreicht mittlerweile ein weit größeres Ausmaß. Im gesamten Land wird nun protestiert. Es werden tägliche Streiks und Besetzungen organisiert. Vor zehn Tagen haben sich erste 500 Studenten der Universität Algiers gewagt, die Universitätskurse zu boykottieren. Mehrere Studenten schlossen sich dem Protestmarsch einen Tag später an, der als Streik auf unbestimmte Zeit erklärt wurde.
Diese Woche haben die politisch ambitionierten Studenten ihre Aktionen ausgeweitet. In der Stadt M´sila fand gestern ein öffentlicher Protest statt, an dem geschätzte 15 000 Studenten Algeriens teilnahmen. Die Slogans richteten sich alle gegen das Bildungssystem Algeriens und die Qualität der Universitäten im Land. Die Studentendemonstrationen verliefen bisher friedlich. Zudem strömte eine Vielzahl an Studenten aus Städten wie Boumerdes, Blida und Oran in die Hauptstadt Algiers, um dort ein demonstratives Protestcamp vor dem Ministerium für Bildung aufzustellen. Sie übernachteten vor dem Gebäude mit der Forderung, den Beschluss über die Reformierung des Bildungssystems rückgängig zu machen.
Algeriens Tagesblatt El Waten hat vor Ort von der Situation berichtet. Über Tausend Studierende waren in die Hauptstadt gereist, um vor dem Ministerium für Bildung zu protestieren. Ein Sprecher der Studierendenbewegung gab bekannt, dass die Protestorganisation in engem Kontakt zu 35 Universitäten Algeriens stehe. Dies erklärt die hohe Zahl an Protestierenden. Die Regierung selbst hat auf die friedlichen Proteste der Studierenden noch nicht reagiert. Auch Sicherheitspersonal musste bisher noch nicht aktiv eingreifen. Die Studenten betonen, dass es Ihnen ausschließlich um die Ausbildungsmöglichkeiten in Algerien gehe. Trotzdessen sind die demokratischen Hintergründe ebenso ersichtlich.
Während die Regierung sich momentan nicht mit den Studentenbewegungen auseinandersetzt, schenken auch staatliche Zeitungen diesen Aufruhren keinerlei Bedeutung. Die freie Presse allerdings berichtet ausführlich über die Studentenproteste und verschafft den Studierenden somit die gewünschte Aufmerksamkeit. Während die Studierenden die Regierung Tag für Tag mehr unter Druck setzen, sind auch in anderen Arbeitssparten vermehrt Streiks organisiert worden. Hierbei wurde hauptsächlich gegen die schlechten Arbeitsbedingungen und die geringe Bezahlung protestiert.