Ein Forscherteam hat in der Afar-Region in Äthiopien winzige Knochenteile entdeckt, die möglicherweise ganz neue Schlüsse über das Leben der Vormenschen in Afrika ziehen lassen. Die insgesamt acht Knochenteile werden auf ein Alter von etwa 3,4 Millionen Jahren geschätzt. Spektakulär sind die Funde deshalb, weil man bisher nur von einer Vormenschenart wusste, die in dieser Zeit gelebt hat. Wie der äthiopische Forscher Yohannes Haile-Selassie und sein Team in ihrem Artikel zu den Funden bestätigten, der in der Zeitschrift „Nature“ veröffentlicht wurde, sind die Knochenteile der erste Beweis dafür, dass es vor 3 bzw. 4 Millionen Jahren noch andere Vormenschen außer dem bereits bekannten Australopithecus afarensis in Afrika gegeben hat. Die wohl bekannteste Vertreterin dieser Spezies ist „Lucy“, deren Skelett im Jahr 1974 ebenfalls in Äthiopien ausgegraben worden war.
Die jetzt neu entdeckten Teile von Fußknochen deuten nicht ganz so deutlich auf den aufrechten Gang hin wie bei „Lucy“, die sich wohl bereits ausschließlich auf zwei Beinen fortbewegte. Wie die Forscher berichten, ist die Form des Fußes, der mit Hilfe der Knochenteile rekonstruiert wurde, noch dem des Affen ähnlicher, das heißt der große Zeh liegt nicht parallel zu den anderen Zehen sondern zeigt nach außen, was nicht den Merkmalen des aufrechten Gangs entspricht. Dennoch vermuten die Forscher, dass auch der neu entdeckte Vormensch bereits aufrecht gehen konnte, sich jedoch gleichzeitig die Greiffähigkeit erhalten hat, was ihm das Klettern in den Wäldern erleichterte. Um die Fortbewegungsart der Vormenschen genauer bestimmen zu können, werden weitere Knochen benötigt, die auch auf den restlichen Körperbau Erkenntnisse ermöglichen. Diese müssen jedoch erst gefunden werden.
Die Region Burtele in Äthiopien, in der die spektakulären Funde gemacht wurden, ist erst vor wenigen Jahren neu erschlossen worden. Bisher beschränkten sich die dort gemachten archäologischen Entdeckungen auf Fossilien von Tieren sowie Knochen des Australopithecus afarensis.