Libyen: Zivilisten verjagen Islamisten

libyen1.gif In der Nacht zum Samstag sind in Bengasi mehrere Stützpunkte islamistischer Gruppen und Milizen gestürmt worden. Bewaffnete Milizen kontrollieren seit dem Sturz Gaddafis immer größere Gebiete Libyens. Tagsüber demonstrierten zehntausende friedlich gegen diese illegitime Kontrolle. Auch der Angriff auf die US-Botschaft vor zehn Tagen war Thema bei den Protesten.

In der libyschen Stadt Bengasi sind in der Nacht zum Samstag mehrere Stützpunkte islamistischer Gruppen und Milizen gestürmt worden. Demonstranten und Polizisten gelang es unter anderem, die Anhänger der salafistischen Ansar al-Scharia aus ihrem Hauptquartier zu vertreiben. Diese Gruppierung soll für die Ermordung des US-Botschafters Chris Stevens verantwortlich sein. Er und drei weitere Personen wurden getötet, als am 11. September Islamisten die Botschaft stürmten, kurz nachdem das islamfeindliche Video bekannt wurde, das in der gesamten islamischen Welt seither für Proteste sorgt.

Augenzeugen berichteten der Nachrichtenagentur BBC, die Anhänger der Ansar al-Scharia hätten sich kurz bevor das Gebäude von den Protestanten gestürmt wurde davor versammelt, um die Menschen durch Schüsse in die Luft von ihrem Vorhaben abzubringen. Die Menge ließ sich jedoch nicht auseinandertreiben, woraufhin die Islamisten schließlich die Flucht ergriffen. Die Demonstranten stürmten das Gebäude und setzten es anschließend in Brand. Es sollen mindestens vier Menschen getötet und duzende weitere verletzt worden sein. Danach wurde der Stützpunkt einer weiteren Miliz von den Menschen angegriffen. Dort schossen die Anhänger jedoch nicht nur in die Luft sondern auch in die Menge. Mindestens zwanzig Demonstranten sollen dabei verletzt worden sein.

Seit dem Sturz des Diktators Muammar al-Gaddafi vor gut einem Jahr kontrollieren immer mehr bewaffnete Milizen weite Teile des Landes. Den Behörden ist es bisher nicht gelungen, diesen selbsternannten Milizen etwas entgegenzusetzen. Dagegen protestierten am Freitag zehntausende Menschen Bengasi, der Stadt, in der der Widerstand gegen das Regime Gaddafis begonnen hatte. Die Regierung in Tripolis rief die Menschen dazu auf, die Autorität der von den Behörden beauftragten Brigaden nicht in Frage zu stellen und diese von den illegitimen zu unterscheiden. Der Innenminister warnte vor einem Chaos, das die Folge der Wut der Menschen sein könnte.

Auch der Anschlag auf die US-Botschaft vor zehn Tagen war für viele der Demonstranten ein Grund, am Freitag auf die Straße zu gehen. Sie wollen keine Gewalt mehr in ihrem Land. Auch nicht von radikalen Islamisten.