Der Verkauf und die Verpachtung großer Landflächen Afrikas an ausländische Investoren und Konzerne nimmt immer drastischere Ausmaße an. Die Folgen dieses sogenannten "land-grabbing" für die Bevölkerung der Länder Afrikas sind verheerend. Neben dem Verlust ihrer Anbauflächen für die eigene Nahrungsmittelproduktion wird in Zukunft auch das Wasser immer knapper werden.
Das sogenannte „land-grabbing“, also der Verkauf oder die Verpachtung von riesigen Landflächen der Entwicklungsländer an ausländische Investoren und Konzerne, ist längst kein neues Phänomen mehr. Besonders Regierungen in Afrika haben den Verkauf ihrer Länder längst als attraktive Geldquelle entdeckt. Die teilweise verheerenden Auswirkungen, die dieser Ausverkauf für die Bevölkerung der Länder hat, werden oftmals nur als Randerscheinung wahrgenommen. Umso wichtiger ist die Tatsache, dass sich in letzter Zeit immer mehr Organisationen und Initiativen – nicht nur aus der Entwicklungspolitik – mit dieser Problematik auseinandersetzen und auf die negativen Effekte dieser Geschäfte mit den Landflächen aufmerksam machen.
Beim Weltsozialforum, das diese Woche in Dakar, Senegal, stattfindet, wurde ausführlich über den zunehmenden Landraub in Afrika diskutiert. Aktivisten aus verschiedenen Ländern des Kontinents zeigten Beispiele auf, wie das „land-grabbing“ die Kleinbauern in ihren Ländern zunehmend verdrängt. Viele Bauern in Afrika haben schlechte Karten, wenn es um den Verkauf ihrer Ländereien an ausländische Investoren geht. Häufig sind sie nicht im Besitz von Dokumenten, die sie als Eigentümer der Flächen die sie bewirtschaften ausweisen, um nur einen Aspekt der Hilflosigkeit der Bauern in einer zunehmend bürokratisierten Welt zu nennen.
Besonders die Industrieländer, die selbst über wenig natürliche Ressourcen verfügen und in hohem Maße an den Import von Nahrungsmitteln angewiesen sind, erkaufen sich in Afrika Flächen für den Anbau von Energie- und Nahrungspflanzen, um deren Verfügbarkeit in ihren Ländern für die Zukunft zu sichern. Damit gehen den Bauern in Afrika auf Dauer nicht nur die Flächen für ihren eigenen Nahrungsmittelanbau verloren, auch das Wasser wird immer knapper werden, da die Anbauweise der Industriestaaten hoch technisiert ist. Die Kette der Folgen, die das „land-grabbing“ für die Menschen der afrikanischen Staaten haben wird, ist lang.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) machte heute ganz besonders auf die Problematik des Landraubs in Äthiopien aufmerksam. Nachdem die Regierung bereits 1,8 Millionen Hektar Land zur Verpachtung an vornehmlich ausländische Investoren freigegeben hatte, kündigte der Landwirtschaftsminister Äthiopiens vor wenigen Tagen an, diese Zahl an Hektar zusätzlich noch einmal zu verdoppeln. Laut GfbV wird sich durch diese Geschäfte die Nahrungssituation der Bevölkerung in einigen Gebieten Äthiopiens dramatisch verschlechtern. Das Paradoxe ist, dass besonders im Süden Äthiopiens immer mehr Menschen auf Nahrungsmittelhilfe von außen angewiesen sind, während die Regierung ihre Anbauflächen in immer größeren Stücken verscherbelt.