Ägypten: Wieder Massenproteste in Kairo

aegypten.gif Am Freitag kamen in Ägypten Anhänger aus verschiedenen politischen Lagern zusammen, um gegen den Militärrat zu demonstrieren, der vor gut einem Jahr die Macht im Land übernahm, als Präsident Mubarak in Folge der Revolution zurücktreten musste. Mehrere zehntausend Menschen versammelten sich auf dem Tahrir-Platz in Kairo, um ihren Protest gegen den Militärrat zu äußern, dem sie eine absichtliche Verzögerung der Machtübergabe an eine zivile Regierung vorwerfen.

Auf dem Tahrir-Platz in Ägyptens Hauptstadt Kairo versammelten sich am Freitag zehntausende Demonstranten, um gegen den Militärrat zu protestieren. Aufgerufen zu der Demonstration hatten ursprünglich die Islamisten, die gegen den Ausschluss zweier Kandidaten aus ihren Reihen bei der Präsidentschaftswahl protestieren wollten. Khairat al-Schater, Mitglied der Muslimbrüder, sowie Hazem Abu Ismail von den radikal islamischen Salafisten, wurden vor einigen Tagen von einer Kandidatur ausgeschlossen. Neben diesen beiden Kandidaten aus den Reihen der Islamisten wurden auch acht weitere Bewerber um das Präsidentenamt nicht zur kommenden Wahl zugelassen, was in ganz Ägypten für Unmut sorgte.

Es blieb daher am Freitag in Kairo nicht bei einer Demonstration der Islamisten. Auch Anhänger aus anderen politischen Lagern schlossen sich den Protesten an, die sich grundsätzlich gegen den Militärrat richteten, der das Land seit dem Sturz des Diktators Hosni Mubarak vor über einem Jahr regiert. Unter den Protestierenden waren auch Anhänger liberaler Parteien sowie Mitglieder der Freiheitsbewegung, die die Revolution im vergangenen Jahr maßgeblich in die Wege leiteten. Dem Militärrat wird vorgeworfen, die Machtübergabe an eine zivile Regierung absichtlich hinauszuzögern, um weiterhin in Ägypten an der Macht zu bleiben.

Konkret forderten die Demonstranten auch die Einhaltung des vereinbarten Datums für die Präsidentschaftswahl, die in gut einem Monat stattfinden soll. Vor wenigen Tagen hatte der Militärrat angekündigt, die Wahl zu verschieben, falls es nicht gelingen sollte, bis dahin eine neue Verfassung zu formulieren. Vergangenen Monat wurde die verfassungsgebende Versammlung unerwartet von einem Gericht aufgelöst, nachdem sich Mitglieder aus der Versammlung zurückgezogen hatten, die damit gegen die dominierenden Islamisten innerhalb des Komitees protestieren wollten. Die Muslimbrüder und die Nur-Partei der Salafisten haben sowohl in der verfassungsgebenden Versammlung als auch im Parlament eine deutliche Mehrheit gegenüber den liberalen und säkularen Parteien.

Am Freitag kamen nun auf dem Tahrir-Platz in Kairo erstmals seit rund vier Monaten wieder Vertreter und Anhänger der unterschiedlichen politischen Richtungen Ägyptens zusammen, um gemeinsam gegen den Militärrat zu protestieren.