Geht Gaddafi ins Exil?

libyen1.gifMehrere Nachrichtenagenturen berichteten am Freitag, dass ein Gesandter der Gaddafi-Regierung in Großbritannien Gespräche über mögliche Exil-Strategien für den Despoten Gaddafi geführt hätte. Offiziell bestätigt wurde diese Meldung bisher allerdings nicht. Erst am Donnerstag hatte ein Sprecher der libyschen Regierung den Medien mitgeteilt, dass sich Gaddafi weiterhin in Libyen aufhält und dort auch bis zum Ende bleiben wird. Ein Ende, dessen Ausgang das bisher nicht abzusehen ist.

Kurz nachdem bekannt wurde, dass der libysche Außenminister Mussa Kussa nach Großbritannien geflüchtet ist, wird über weitere ranghohe Mitglieder des Gaddafi-Regimes spekuliert, die den Despoten ebenfalls verlassen haben sollen. Die britische Nachrichtenagentur BBC berichtete am Freitag, dass sowohl der Vize-Außenminister, der Sprecher des Parlaments sowie der Vorstand des libyschen Geheimdienstes das Land bereits verlassen hätten. Von offizieller Seite bestätigt wurden diese Angaben bisher allerdings nicht.

Auch auf die Nachricht der britischen Zeitung „Guardian“, dass ein Vertreter des Gaddafi-Regimes sich bereits seit zwei Wochen in Großbritannien aufhält um über Exilmöglichkeiten für den selbsternannten Revolutionsführer zu verhandeln, gab es bisher keine Bestätigung durch die Behörden. Bei dem libyschen Gesandten soll es sich um Mohammed Ismail handeln, einen engen Mitarbeiter von Gaddafis Sohn Seif al-Islam.

Wer den Mann zu den Verhandlungen mit Großbritannien veranlasst hat, bleibt unklar. Ismail soll sich inzwischen wieder in Libyens Hauptstadt Tripolis befinden. Spekulationen, dass die Familie Gaddafis und allen voran drei seiner Söhne inzwischen befürworten, dass ihr Vater Muammar al-Gaddafi ins Exil geht, werden laut der britischen Nachrichtenagentur BBC immer lauter. Noch am Donnerstag erklärte der Regierungssprecher Gaddafis, Mussa Ibrahim, jedoch, dass sich der Machthaber sowie seine Söhne weiterhin in Libyen aufhielten und bis zum Ende um ihr Land kämpfen würden.

Weitere Nachrichten, die uns über den Despoten selbst erreichen, deuten ebenfalls nicht auf seine Bereitschaft hin, das Land freiwillig zu verlassen. Gaddafi bezeichnete die Offensive gegen Libyen noch vor wenigen Stunden als eine Fortführung der Kreuzzüge, also als einen Krieg der Christen gegen die Muslime. Dass die Arabische Liga maßgeblich an der Einrichtung der Flugverbotszone beteiligt gewesen ist, will Gaddafi offenbar nicht sehen.

Gegen die Spekulationen über Exilgedanken Gaddafis spricht auch die Tatsache, dass seine Truppen trotz der militärischen Offensive der Alliierten immer noch die Oberhand in Libyen haben. Die Aufständischen erleiden immer wieder starke Rückschläge. Am Donnerstag versuchten sie vergeblich, die Stadt Brega von den Gaddafi-Truppen zurückzuerobern und auch in anderen Städten hatten sie den modernen Waffen der ausgebildeten Soldaten Gaddafis wenig entgegenzusetzen. Eine schnelle Einigung über mögliche Waffenlieferungen an die Aufständischen durch die Alliierten ist nicht zu erwarten.