Hunderte Häftlinge aus Gefängnis befreit

nigeria_thumb.gifMitglieder einer militanten islamistischen Sekte haben im Norden Nigerias in der Stadt Bauchi mehr als 700 Menschen aus einem Gefängnis befreit. Viele der entkommenen Insassen sind Mitglieder der Sekte. Nach Auskunft der örtlichen Polizei und Augenzeugenberichten zufolge waren die Angreifer sehr zahlreich und schwer bewaffnet. Bei den Gefechten wurden vier Menschen getötet.

In der Stadt Bauchi im Nordern Nigerias wurden in der Nacht auf Dienstag über 700 Gefangene aus der dortigen Haftanstalt befreit. Eine Gruppe schwer bewaffneter Männer griff das Gefängnis an und lieferten sich ein Feuergefecht mit den Wärtern. Aufgrund der Überzahl und der guten Bewaffnung gelang es ihnen in das Gefängnis einzudringen und einem Großteil der Häftlinge zur Flucht zu verhelfen, bevor die Polizei am Tatort eintraf.

Nach Aussagen des Polizeikommissars Danlami Yar-Adua wurden insgesamt 732 Personen befreit. Schätzungsweise 150 davon sind Mitglieder der militanten islamischen Sekte Boko Haram. Zeugenaussagen zufolge waren die Angreifer ebenfalls Mitglieder von Boko Haram, die gut organisiert und ausgerüstet zur Sache gingen.

In traditionelle Gewänder gekleidet griffen sie zunächst das Haupttor an, zündeten nach ihrem Eindringen Fahrzeuge im Innenhof an und brachen Schlösser auf. Die Sicherheitskräfte konnten der Vielzahl der bewaffneten Angreifer nicht aufhalten. Nach über einer Stunde trafen genügend Polizisten ein, um die Sektenmitglieder in die Flucht zu schlagen. Bei den Auseinandersetzungen starben insgesamt vier Menschen, darunter ein Soldat, ein Polizist und zwei Zivilisten.

Die militant-islamistische Sekte Boko Haram ist bekannt für ihre Verachtung westlicher Ideen und Lebensstile und ihr Bestreben, die Scharia in Nigeria einzuführen. Bereits vor einem Jahr hatten Mitglieder von Boko Haram eine Polizeistation in Bauchi angegriffen und dabei 39 Menschen getötet. Bei den anschließenden Gefechten zwischen Polizei, Armee und Sektenanhängern wurden innerhalb einer Woche um die 800 Menschen getötet. Vor allem in der nach Bauchi gelegenen Stadt Maiduguri, in der die Sekte ihr Hauptquartier hat, tobten heftige Straßenkämpfe. Bei den Kämpfen wurde auch der Anführer der Sekte, Mohammed Yusuf festgenommen. Er starb kurz darauf unter immer noch ungeklärten Umständen in Polizeigewahrsam.

Der jetzige Angriff auf das Gefängnis in Bauchi ist der größte Schlag der Sekte, dem bereits mehrere Morde an Polizisten vorausgegangen waren. Innerhalb der letzten Monate wurden in Maiduguri zwölf Menschen von Mitgliedern Boko Harams getötet, sieben davon waren Polizisten.