Chaos nach Zeugenaussage im Mubarak-Prozess

aegypten.gif Die Zeugenaussage eines Polizeigenerals sorgte am Montag für Wirbel beim dritten Prozesstag gegen den Ex-Diktator Hosni Mubarak. Der ehemalige Staatschef Ägyptens ist unter anderem angeklagt, für die Tötung von über 850 Demonstranten verantwortlich zu sein. Der General sagte in seiner Vernehmung aus, es habe nie einen Befehl an die Sicherheitskräfte gegeben, mit scharfer Munition gegen die Demonstranten vorzugehen.

Der dritte Prozesstag gegen Hosni Mubarak, den ehemaligen Präsidenten Ägyptens, sorgte am Montag für einige Aufregung. Sowohl im Gerichtssaal als auch vor dem Gebäude des Gerichts kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Gegnern und Anhängern des gestürzten Diktators. Mubarak ist neben diversen Wirtschaftsdelikten vor der Polizeiakademie in der Hauptstadt Kairo angeklagt, für den Tod von mehr als 850 Demonstranten verantwortlich zu sein. Bei Protesten in Ägypten, die am 11. Februar mit dem Rücktritt des Machthabers endeten, gingen Armee und Polizei mit äußerster Brutalität gegen die Menschen vor.

Auslöser für den Tumult im Gerichtssaal war die Zeugenaussage des ehemaligen Polizeigenerals Hussein Said Mursi. Der 54-jährigte sagte vor Gericht aus, es habe nie einen Befehl an die Sicherheitskräfte gegeben, mit scharfer Munition gegen die Demonstranten vorzugehen. Der General wies damit die Anklagepunkte der Staatsanwaltschaft zurück, Mubarak habe die Tötung der Demonstranten zur Niederschlagung der Proteste angeordnet.

Nicht nur die Staatsanwälte sowie die Anwälte der Opfer, sondern auch viele Mubarak-Gegner im Gerichtssaal zeigten sich angesichts dieser Aussage fassungslos. Der Zeuge hatte die Tatsachen der Staatsanwaltschaft gegenüber zuvor offenbar anders dargestellt. Mehrere Zuhörer im Gerichtssaal, darunter auch Angehörige der Opfer, bewarfen den Käfig, in dem Mubarak während der Gerichtstage auf einer Bare liegt, mit Flaschen.

Auch zwischen den Anwälten der beiden Parteien kam es im Verlauf des zehnstündigen Prozesstages zu tätlichen Auseinandersetzungen. Zunächst waren die gegenseitigen Angriffe noch verbaler Natur, die Situation eskalierte jedoch zusehens, bis zu den Beschimpfungen schließlich Schläge mit Fäusten und Schuhen hinzukamen. Der vorsitzende Richter musste die Verhandlung daraufhin kurzzeitig unterbrechen. Auslöser der für eine Gerichtsverhandlung ungewöhnlichen Szenen war offenbar ein Plakat des Ex-Diktators, das einer seiner verbliebenen Anhänger in die Luft hielt.

Auch vor dem Gericht in Kairo kam es zu Ausschreitungen zwischen Sicherheitskräften und Angehörigen von Opfern, denen die Anwesenheit im Gerichtssaal untersagt wurde. Ihr Zorn gegen diese Entscheidung wurde zusätzlich von der Tatsache genährt, dass auch die ursprünglich vorgesehenen Übertragungen des Prozesses im Fernsehen verboten worden waren.